Vier Jahre: Steinitzsteg wird für Radfahrer und Fußgänger gesperrt!

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Nordsteg. Bild: Wikipedia/Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported.
Nordsteg. Bild: Wikipedia/Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported.

Für Viele ist es eine Hiobsbotschaft: Der Steinitzsteg – der gelbe Nordsteg neben der Nordbrücke – wird mindestens vier Jahre lang für Fußgänger und Radfahrer komplett gesperrt – es sollen wieder Autos rollen. Das macht die ab 2028 geplante Sanierung der Nordbrücke notwendig. Und der fließende Autoverkehr hat auch für die Floridsdorfer Bezirksvertretung höhere Priorität als die Haupradwegverbindung zwischen dem 21. Bezirk und der Stadt.

Das wurde gestern heftig in der Floridsdorfer Bezirksvertretung diskutiert. Die Grünen haben mit einem Antrag vorgeschlagen, dass sich die zuständigen Stellen doch eine Alternative für Radler und Fußgänger überlegen sollen. Immerhin beträgt der Umweg zwei Kilometer. Von den anderen Parteien – SPÖ, ÖVP, FPÖ und NEOS – wurde die Sitzung für eine bereits schon Tradition gewordene Abechnung mit Grünen genutzt. Und von einigen Bezirksräten auch für eine Geißelung der Radfahrer als alleiniges Übel im Verkehr.

Die Fakten: Von 2028 bis 2031 ist die Generalsanierug der Nordbrücke geplant. Laut Asfinag ist „geplanter Baubeginn März 2027, Ende 2031 soll die Generalsanierung fertig sein“. Es sind also fast fünf Jahre. Ob der Zeitplan so hält, ist fraglich: Immerhin hieß es vor zwei Jahren noch, die Sanierung soll 2026 starten. Das liegt vor allem daran, dass vor dem Start der Arbeiten an der Brücke die Sanierung der S-Bhn-Stammstrecke abgeschlossen sein soll. Der gelbe Nordsteg – nach Schach-Weltmeister Wilhelm Steinitz benannt – soll dann als Ausweichroute für gesperrte Autospuren genutzt werden. Bei einer Reduzierung der Spuren befürchtet etwa Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) „mehr Verkehr im Floridsdorfer Bezirkszentrum – was wir sicher nicht wollen“.

Die Asfinag sagt: „Die Sanierung der Nordbrücke ist nur unter Aufrechterhaltung von zwei Fahrspuren je Richtungsfahrbahn möglich. Umfangreiche Verkehrsuntersuchungen zeigen, dass bei einer einspurigen Sanierung in beide Fahrtrichtungen ein kilometerlanger Stau den Verkehr in Wien zum Erliegen bringen würde, da auf der Nordbrücke täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge unterwegs sind. Daher plant die ASFINAG den daneben liegenden Steinitzsteg als Ausweichroute für den Autoverkehr zu verwenden.“

Der Nordsteg wurde 1996 als Behelfsbrücke für die damalige Generalsanierung der Nordbrücke errichtet und anschließend für den Fußgänger- und Radverkehr freigegeben. Übrigens: Vor Errichtung des Stegs standen auf der Nordbrücke zwei schmale, heute nicht mehr bestehende, Gehwege für den Fußgängerverkehr zur Verfügung. Heute ist der Steinitzsteg die wichtigste Donaubrücke für den nicht-motorisierten Verkehr – zumindest für Floridsdorfer und Brigittenauer. Einerseits für viele Freizeitaktvitäten – auch für Bewohner des 19. Bezirks. Andererseits nutzen viele Radler die Wiener Hauptroute – als Eurovelo 9 sogar eine europäische Hauptroute – als komplett verkehrsfreie Route über den Donaukanal bis in die Innenstadt. Berechtigt ist auch die Frage, ob der als Provisorium geplante Nordsteg nach 30 Jahren auch saniert werden muss?

Aus Sicht von Radfahrern ist die Komplettsperre des Nordstegs also „eine echte Schnapsidee“. Alternativen führen etwa über die Floridsdorfer Brücke, um am Friedrich-Engels-Platz im nicht geringen Verkehr zu versanden. Oder noch weiter über Danzer-Steg, Brigittenauer- oder Reichsbrücke. „Wir befinden uns derzeit in intensiver Prüfung, welche Option für den Gesamtverkehr am Besten ist. Derzeit sehen die Planungen vor, dass eine Sperre des Steinitzsteges für Radfahrer mit einem entsprechenden Alternativroutenkonzept für Fahrradfahrer am zielführendsten ist“, so die Asfinag auf Anfrage. Motto: Keine zusätzlichen Megastaus sowie sichere und akzeptable Ausweich-Route für Radfahrer!

Der Antrag der Grünen wurde übrigens gegen die Stimmen der FPÖ und des Team Strache der Verkehrskommission zugewiesen. Josef Fischer, Leiter der Floridsdorfer Verkehrskommission (SPÖ), bestätigt der DFZ, dass mann dazu auch Experten der Asfinag, etc. einladen wird, um eventuell doch eine Lösung zu finden. Noch lebt die Hoffnung, dass man die doch relativ lange Zeit bis zum Start der Nordbrückensanierung für Überlegungen zu einer Alternative für Radler und Fußgänger nutzt …

Übrigens: Noch 2017 träumte die Floridsdorfer SPÖ von einer dritten Spur auf der Nordbrücke – für Autofahrer.