Wahlanalyse: Ein blaues und zwei rote AugenWahlanalyse:

431
Vorläufiges Ergebnis der Nationalratswahl 2024 in Wien - stimmstärkste Parteien. Bild: Bundesministerium für Inneres.
Vorläufiges Ergebnis der Nationalratswahl 2024 in Wien - stimmstärkste Parteien. Bild: Bundesministerium für Inneres.

Die SPÖ hat in Floridsdorf bei der Nationalratswahl Platz 1 an die FPÖ verloren. Und dennoch sind die Sozialdemokraten auch gleich doppelt Sieger: Denn mit Paul Stich und Bernhard Herzog stellt man künftig zwei Nationalräte. Floridsdorfs Wähler haben der Politik quasi „ein blaues und zwei rote Augen“ verpasst.

Die Zusammensetzung der neuen Bundesregierung steht in den Sternen, fest steht: Floridsdorf wird im Nationalrat mit gleich zwei SPÖ-Politikern vertreten sein. Bislang sitzt kein einziger Floridsdorfer im Nationalrat. Nun ziehen am 24. Oktober der bisherige Klubobmann der SPÖ Floridsdorf, Noch-Bezirksrat Bernhard Herzog, und der Vorsitzende der Sozialistischen Jugend Österreich, Noch-Bezirksrat Paul Stich, ins Hohe Haus ein. Herzog schafft das knapp aber doch als Listenzweiter im Wahlkreis Wien Nord. Stich als Listenneunter auf der Bundesliste. Die FPÖ hat das zweite Grundmandat um etwa 500 Stimmen verpasst.

„Mit unseren Neuzugängen bekommt nicht nur unser Bezirk starke Stimmen im höchsten Entscheidungsgremium des Landes, als erfahrene Politiker werden sie dort die Sozialdemokratie und unsere Werte stärken und stützen“, freut sich Georg Papai, Bezirksvorsteher und Bezirksparteivorsitzender der SPÖ in Floridsdorf. Herzog will übrigens als erste Tat einen Antrag zur Nutzung des Schießplatzes Stammersdorf im Nationalrat einbringen.

Bernhard Herzog, Geoerg Papai und Paul Stich. Bild: DFZ.
Bernhard Herzog, Geoerg Papai und Paul Stich. Bild: DFZ.

Sieht man auf die politische Wien-Karte freut sich auch Papai weniger, denn die ,strahlt‘ einem im Norden der Stadt blau entgegen. Die FPÖ hat im 21. Bezirk erstmals bei einer Nationalratswahl Platz 1 erreicht: Mit 29,8 % (+11 % zu 2019) liegen die Blauen um 175 Stimmen vor der SPÖ 29,6 % (-0,5 %). Die NEOS (8,5 %; +1,2 %) überholen die Grünen (7 %, -5,7 %) und landen hinter der ÖVP auf Platz 4 (17,1 %; -9,2 %).

Die KPÖ kommt auf 3,1 %, die Bierpartei auf 2,5 %. Für die Kleinparteien wichtig: Bei der Bezirksvertretungswahl (voraussichtlich im Oktober 2025) reichen solche Ergebnisse, um klar in das Bezirksparlament einzuziehen.

Die starken Ergebnisse liefert die FPÖ wenig überraschend im Gemeindebau und weniger am Bruckhaufen oder der Schwarzlackenau. „Das Ergebnis macht uns mächtig stolz und ist ein großer Motivationsschub für 2025!“, ist FPÖ-Bezirksrat Karl Mareda euphorisch. Er will sich jetzt als Bezirksvorsteherkandidat und Gegner von Georg Papai positionieren.

Sprngelergebnisse bei der Nationalratswahl in Floridsdorf. Quelle: wien.gv.at / Stadtplan.
Sprngelergebnisse bei der Nationalratswahl in Floridsdorf. Quelle: wien.gv.at / Stadtplan.

Kann es also 2025 im 21. Bezirk knapp werden? Die Ausgangslage sagt eigentlich ganz klar nein. Denn die SPÖ lag mit 44,52 % um fast 35 % vor der FPÖ (9,64). Was viele gerne vergessen: Wäre 2015 nicht die ,FPÖ-Splittergruppe‘ um Hans-Jörg Schimanek ,WIFF – Wir für Floridsdorf‘ erfolgreich angetreten, hätte die FPÖ damals auch in Floridsdorf den Bezirksvorsteher gestellt. Erst die Wahlkarten drehten das Ergebnis zugunsten der SPÖ. Bei der Gemeinderatswahl 2015 lag die FPÖ übrigens vor der SPÖ. Spannend wird, wer bei der Wahl 2025 im 21. Bezirk antritt. Heinz-Christian Strache ist seit kurzem auch Floridsdorfer. Papai optimistisch: „Ich weiß aus vielen Gesprächen, dass die Menschen im Bezirk anders wählen wollen!“ -Hannes Neumayer