Warum sterben Floridsdorfer jünger?

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Grafik: Pixabay/DFZ.
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Stein

Immer wieder wurde in den letzten Jahren diskutiert, dass es in Floridsdorf einen Fachärztemangel gibt. Etwa bei Kinder- und Augenärzten.

Aktuelle Zahlen belegen das Ungleichgewicht zu anderen Bezirken. 2018 gab es in Alsergrund (8. Bezirk) 432 niedergelassene Fachärzte. In Floridsdorf, Donaustadt und Liesing gemeinsam 429! Die Gründe dafür sind vielfältig: Es gibt auch Ärzte, die sich im Bezirk ansiedeln wollten, aber keine Genehmigung bekommen haben.

Die Lebenserwartung bei der Geburt lag für Floridsdorfer 2018 bei 78,07 Jahren und für Floridsdorferinnen bei 82,77 Jahren. Damit liegt der 21. Bezirk knapp unter dem Wiener Schnitt.

Eine weitere Kennzahl: Das durchschnittliche Sterbealter in einem Kalenderjahr. Floridsdorf ist dabei mit 75,1 Jahren an vorletzter Stelle. Warum sterben Floridsdorfer also früher?

Eine schwierige Frage. Vor allem beim Sterbealter: In „jungen Bezirken“ mit vielen Stadterweiterungsgebieten sterben im Vergleich weniger alte Menschen – einfach, weil weniger dort leben. Somit sinkt dann das statistische Sterbealter. Umgekehrt kann ein Altersheim im Bezirk das durchschnittliche Sterbealter erhöhen. Die individuelle Lebenserwartung ist stark von sozioökonomischen Faktoren abhängig, also Beruf, Einkommen, Bildung, Lebensstil. Gleichzeitig haben diese Faktoren aber wesentlichen Einfluss darauf, wo ich mich ansiedle. „In einem schweren Beruf, der mich körperlich belastet und meine Lebenserwartung verkürzt, verdiene ich üblicherweise auch weniger. Daher werde ich mich in einer günstigeren Wohngegend ansiedeln, in der Leute wohnen, denen es ähnlich geht wie mir. Das Sterbealter und die Lebenserwartung im Bezirk wird sinken. Der Bezirk ist aber nie Ursache – die ist in diesem Beispiel mein Job, der mit meinem Bildungsstand zusammenhängt. Zwischen dem durchschnittlichen Sterbealter (bzw. der Lebenserwartung) und dem Wohnbezirk liegt also ein sogenannter Scheinzusammenhang”, so die MA23.

Floridsdorf gilt noch immer als Arbeiterbezirk. Das bedeutet oft schlechteres Einkommen, keine Zusatzversicherung, schlechtere Ernährung. Ein Experte: „Reichere Menschen haben oft weniger Stress, eine größere Work-Life-Balance. Floridsdorfer können sich oft qualitativeres Essen nicht leisten, gehen in Fast-Food-Lokale.”