Was ‘geht’ in der Schutzzone?

446
Statue in der Nische des hauses. Bild: DFZ.
Statue in der Nische des hauses. Bild: DFZ.

Jedlesee. Einem der ältesten Siedlungshäuser droht Verfall und Abriss. Mehrere Jedleseer wandten sich in den letzten Tagen besorgt an die DFZ: Eines der ältesten Häuser des Floridsdorfer Bezirksteils wird im Internet zum Verkauf angeboten. Ein letzter Rest des alten Jedlesees drohe zu verschwinden.

„Schönes Doppel-Eckgrundstück mit Eigengarten und viel Potential“, heißt es in der Immobilien-Anzeige. Es geht um das Haus mit der Adresse Anton-Bosch-Gasse 12. Gemeinsam mit dem Nachbarhaus in der Wiener Gasse 2 sind das 1.286m2. Die Eckdaten laut Inserat: 475 m2 Baufläche, Bauklasse I, geschlossene Bauweise, maximal 4,5m, Ensemble-Schutz: „Das Potential: Abriss und Neubau der Bestandsgebäude, Schaffung von Wohnungen mit Balkonen und Eigengärten.“ Der Preis: 2,75 Millionen Euro.

Fakt ist: Das Gebäude ist derzeit kein Schmuckkästchen. Weder außen, noch innen (siehe Bild unten). Ausnahme: Die ‘Maria Loretto’-Statue in einer Nische, in die Nachbar Gerhard Petrides (Inhaber von Blumen Regina) jeden Tag frische Blumen legt. ‘Maria Loretto’ ist auch die Jedleseer Kirche geweiht und gleichzeitig Jedleseer Wappenfigur.

Alles am Gebäude schützenswert

Allerdings liegen die Gebäude in der Schutzzone. Die DFZ hat bei der Behörde nachgefragt, was das im konkreten Fall bedeutet: Was ‘geht’ in einer Schutzzone? Erstens: Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz. Die Abteilung Architektur und Stadtgestaltung der Stadt Wien teilt mit: „Schutzzone bedeutet, dass der Abbruch des Hauses bewilligungspflichtig ist. Des Weiteren ist das äußere Erscheinungsbild des Hause zu erhalten. Das Haus ist Teil des alten Ensembles aus der ursprünglichen Bebauung entlang der heutigen Anton-Bosch-Straße in Verbindung zum Lorettoplatz. An dem Gebäude ist grundsätzlich alles schützenswert.“

Konkret würde es wohl bedeuten, dass zumindest ein Teil der Fassade erhalten bleiben muss und der Rest abgerissen wird.

Statue in der Nische des hauses. Bild: DFZ.
Statue in der Nische des hauses. Bild: DFZ.

Die Geschichte des Hauses hat die Floridsdorfer Historikerin Gabrielle Dorffner für die DFZ recherchiert und das ist gar nicht so einfach: „Leider gibt es über die Madonna nicht viel zu finden. Franz Polly schreibt, dass das Haus (Anton Boschgasse 12) 1771 gebaut und 1787 nach dem Allerheiligen-Hochwasser wieder instand gesetzt wurde. Raimund Hinkel datiert die Madonna um 1500 als Alt Jedleseer Wahrzeichen. Das Gemeindesiegel zeigte laut Polly 1882 die Madonna. Ich denke, sie galt als Beschützerin des Ortes und steht daher in Zusammenhang mit der ständigen Hochwassergefahr.“

Für den Floridsdorfer Immobilienmakler Gerald Kneissl von RE/MAX Dreams ist „der Preis nicht erzielbar. Das Objekt ist – ohne Berücksichtigung von Ensembleschutz – komplett zu schleifen. Und die Lage an der stark befahrenen Ecke ist auch nicht das Gelbe vom Ei für Wohnungen.“

Egal was passiert, Petrides bietet an, die Statue zu retten: „Ich würde auf meinem Grundstück eine eigene Kapelle für die Figur errichten und bezahle alles selbst!“ -Hannes Neumayer