Was läuft im Gemeindebau falsch?

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Desolate Fenster. Bild: Privat.
Desolate Fenster. Bild: Privat.
Stein

Gemeinderat Michael Niegl (FPÖ) hat sich in den letzten Jahren als einer der eifrigsten Kritiker von Wiener Wohnen profiliert. Ein Gespräch über Missstände, speziell in Floridsdorfer Gemeindebauten.

Herr Niegl, Wiener Wohnen verwaltet 220.000 Wohnungen – da ist ja eigentlich logisch, dass es auch Probleme gibt.

Michael Niegl. Bild: Privat
Michael Niegl. Bild: Privat

Michael Niegl: „Natürlich. Aber alleine bei mir kommen täglich 15 – 20 Beschwerden herein. Die meisten betreffen Schimmel und damit eine Gesundheitsgefährdung. Wiener Wohnen behauptet in 90% der Fälle, es wurde falsch gelüftet und gibt den Mietern die Schuld. Die Probleme werden vor Ort meist nur geprüft, aber nicht gelöst. Schwarzer Schimmel kann zu Asthma führen: Es ist deshalb unverständlich, dass Wiener Wohnen die Mieter alleine lässt”

Was wäre die Lösung?

„Ich werde alle Fälle an die Wohnbaustadträtin weiterleiten. Die FPÖ fordert eine ‘Spezialtruppe Schimmel’ bei Wiener Wohnen, die den Schimmel auf Dauer vernichtet.”

In Floridsdorf besonders leidgeprüft sind die Bewohner der ‘Siedlung Jedlesee’.

„Bei der Anlage wäre es leichter, aufzuzählen, was bei der Sanierung funktioniert. Die Zustände auf der Baustelle sind seit fünf Jahren eine bodenlose Frechheit, nicht nur einmal kam es zu Wassereintritt bei Dachbodenausbauten. Die Lebensqualität der Mieter hat extrem gelitten, es müsste für alle eine Mietzinsreduzierung geben. Aber jeder Mieter müsste das einzeln vor Gericht erstreiten. Wo bleibt da das soziale Gewissen?

Das letzte Highlight: Bei einem runden Tisch wurde auf Wunsch aller Mieter beschlossen, dass der Kinderspielplatz kleiner werden soll. Drei Wochen später wird der Kinderspielplatz dreimal so groß gemacht. Der Grund: Die interne Kommunikation bei Wiener Wohnen funktioniert nicht.”

Welche Fälle kommen Ihnen sonst unter?

„Ein Klassiker: Außenbetreuungsfirmen, die auch bei Regen gießen kommen. Im Lötsch-Hof in der Brünner Straße 26 zerfällt das Dach, Sanierung gibt es keine. In manchen Anlagen rieselt leise der Originalanstrich der 60er Jahre vor sich hin. In der Ödenburger Straße wird über Ur-Alt-Fenster immer nur drübergepinselt, die Folge Schimmel.”

Lauter Einzelfälle?

„Nein. Die 2011 gestartete Umstruktierung bei Wiener Wohnen wurde nie abgeschlosssen. Direktorin Ramser mag ja fachlich versiert sein, aber es drängt sich der Verdacht auf, dass sie über Teile der Organisation nicht die nötige Kontrolle hat. Bei Großsanierungen darf Wiener Wohnen nicht jahrelang wie ein Unbeteiligter zusehen: Es muss Zwischenziele geben, deren Einhaltung kontrolliert werden muss.

Da läuft bei Wiener Wohnen einiges schief und genau hier wäre Stadträtin Gaál gefordert, einzugreifen. Und ich frage mich, wo die vielen Rücklagen hingekommen sind, die für Generalsanierungen verwendet werden sollten. Wo ist das Geld? Und was gar nicht geht: Dass Mieterbeiräte, die kritisch nachfragen, ignoriert und in manchen Fällen sogar gemobbt werden!”