‘Wien wächst ist gefährliche Drohung’

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Gerasdorfer Str. 105 - eines der vielen Projekte im Bezirk. Bild: ARE/Stadt Wien.
Gerasdorfer Str. 105 - eines der vielen Projekte im Bezirk. Bild: ARE/Stadt Wien.

12.000 in Planung oder Bau befindliche Wohungen in Floridsdorf listet FPÖ- Gemeinderat Michael Niegl im Gespräch mit der DFZ auf. ‘Wien wächst’ ist für ihn „zur gefährlichen Drohung geworden. Denn gerade in den Flächenbezirken wie Floridsdorf macht sich die exzessive Bauoffensive der Stadt für viele Anrainer unangenehm bemerkbar.”

Das in Wien Wohnraum gebraucht wird bestreitet auch die FPÖ nicht. Dass dafür vor allem in Flächenbezirk Platz ist, auch nicht. Was missfällt Ihnen an der Stadtplanung der rot-grünen Regierung?

Michael Niegl. Bild: Privat.
Michael Niegl. Bild: Privat.

Michael Niegl: „Die Stadtplanung nimmt wenig bis keine Rücksicht auf die alteingesessene Bevölkerung. Die meisten Projekte werden zu nahe an den Altbestand gebaut, die Bauhöhen werden an die umliegenden Gebäude nicht angepasst und die Baudichte überschreitet meist um ein Vielfaches die bisherige Verbauung. Und natürlich hält die Infrastruktur mit dem rasanten Bevölkerungswachstum nicht mit.”

Was stört die Floridsdorfer Ihrer Ansicht nach am Meisten?

„Die Infrastruktur ist nicht annähernd an den Anstieg angepasst worden und dies bedeutet, dass mehr Menschen eine annähernd gleiche Infrastruktur teilen müssen. Das führt zwangsläufig zu einer Verschlechterung der Lebensqualität, welche bereits in vielen Bereichen spürbar ist. 11.900 Wohneinheiten bei den sieben größten Projekten – das würde einen Anstieg der Einwohner an die 30.000 bedeuten.”

Die Stadt Wien will auch in neue Gemeindebauten investieren.

„Zuerst muss Wiener Wohnen die überbordenden Erhaltungs- und Betriebskosten im Sinne der Mieter senken. Die Verschwendung der Mittel bei Wiener Wohnen ist einzigartig und wird dann noch durch einen immer noch nicht geklärten Abrechnungs- und Vergabeskandal mit einem kolportierten Schaden von 900 Millionen Euro verschärft.”

Von den Anrainern der Gerasdorfer Straße wird wie bei vielen anderen Projekten ein Verkehrskonzept urgiert.

„Vollkommen richtig. Am Besten für Floridsdorf und Donaustadt gemeinsam. Verkehrsflächen werden immer mehr verengt, Stellplätze werden minimiert und der öffentliche Verkehr ist bereits jetzt heillos überlastet. Am Beginn der Brünner Straße will man einen Radweg errichten, obwohl es schon jetzt kaum noch Stellplätze gibt. Radfahrer sieht man dort selbst im Sommer drei pro Stunde.”

Ihre Forderungen?

„Eine Erhöhung der Stellplatzverpflichtung für Bauträger. Die Schaffung von öffentlichen Stellplätzen in neu geschaffenen Wohnsiedlungen. Denn eine ‘Autofreie Siedlung’ darf nicht auf Kosten der alteingesessenen Anrainer die Stellplatzproblematik abwälzen. Die FPÖ ist anders als die SPÖ nur für eine teilweise Öffnung der B232 – vom Kreisverkehr Gerasdorfer Straße bis Siemensstraße. Die Schaffung von Busbuchten im Haltestellen Bereich, insbesondere auf der Gerasdorfer Straße und der Leopoldauer Straße würde sowohl die Verkehrssicherheit wie den Verkehrsfluß erhöhen.“

Viele Floridsdorfer wünschen sich eine U6-Verlängerung …

„Eine U6-Verlängerung in einer ersten Phase bis zum Krankenhaus Nord und danach entlang der Brünner Straße bis über die Stadtgrenze nach Niederösterreich ist sinnvoll. Mit dem Bau von Park-&-Ride-Anlagen bei Endstationen, zum Beispiel in Hagenbrunn, kann damit eine Verkehrsentlastung durch Pendler entschärft werden.” -INTERVIEW: H. NEUMAYER