Wiener Gewässer: Mähen, ausbaggern, Natur schützen – Das Jahr 2022 in Zahlen

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Start der Unterwasserpflanzen-Mahd auf der Alten Donau. Bild: PID/Christian Fürthner.
Start der Unterwasserpflanzen-Mahd auf der Alten Donau. Bild: PID/Christian Fürthner.

Mähbootdauereinsatz auf Alter und Neuer Donau, neuer Fährservice, neue Inselschafe, Renaturierung des Liesingbachs – die Mitarbeiter*innen der Fachabteilung Wiener Gewässer (MA 45) hatten auch heuer wieder einen intensiven Arbeitseinsatz – und das nicht nur in der warmen Jahreszeit, sondern das ganze Jahr hindurch. Das spiegelt sich in beeindruckenden Zahlen wider:

  • Über 3.000 Tonnen Mähgut wurden von den Mähbooten, die in dieser Saison im Dauereinsatz waren, aus Alter und Neuer Donau geholt – für ein ungetrübtes Badevergnügen.
  • 3.500 Fahrgäste sind mit dem neuen Fährtboot auf der Neuen Donau entlang von vier Stationen gefahren – eine überaus erfolgreiche erste Saison für die Copa Cruise!
  • 3,3 Kilometer Buchten und Nebenarme der Donau wurden ausgebaggert, insgesamt 20.000 Kubikmeter Feinsedimente in die Donau versetzt, um wichtigen Lebensraum und Laichplätze für Fische und Amphibien zu schaffen.
  • 10,3 Hektar Wiesenfläche – das entspricht 14 Fußballfeldern – haben die neuen Mäh-Schafe auf der Donauinsel abgegrast. 
  • 136 Wildbienenarten wurden 2022 auf der Donauinsel nachgewiesen – dank zahlreicher Maßnahmen zur Artenvielfalt.
  • Die nächsten 3 km des Liesingbachs werden renaturiert – für verbesserten Hochwasserschutz und mehr Grünraum.
  • 240.000 Jung-Sterlets wurden bis 2022 erfolgreich in der Donau ausgesetzt – ein neues Projekt zum Schutz von gleich vier Störarten startete heuer.

Bewährte Unterwasserpflanzenmahd mit neuem Boot in der Alten Donau

Mitte April starteten die Mähboote der Stadt Wien heuer mit ihrem Einsatz auf der Alten Donau. 15 Amphibienmähboote und weitere Begleitboote zum Sammeln des Mähguts waren bis Anfang Oktober 2022 auf der Alten Donau unterwegs. Neben der bewährten Amphibienmähboot-Flotte kam heuer erstmals ein kleines, sehr wendiges Mähboot mit dem Namen „Nixenkraut“ auf der Alten Donau zum Einsatz. Es kommt mit einem schwenkbaren Baggerarm problemlos auch unter die Stege und in für andere Boote schwer zugängliche Bereiche. Insgesamt wurden in der heurigen Saison 2.000 Tonnen Mähgut aus der Alten Donau geholt, das entspricht in etwa der Menge von 2021.

Rekordwert an Mähgut in Neuer Donau

Weniger entspannt zeigte sich heuer schon im Mai die Situation in der Neuen Donau. Erstmals in der Geschichte des Mähmanagements war aufgrund von massivem Pflanzenbewuchs eine Mähbootflotte auch auf der Neuen Donau ab Mai im Dauereinsatz. Die Ursache war eine Unterwasserpflanzenart namens Krauses Laichkraut. Bereits im Mai setzte sich diese bisher unauffällige Pflanzenart durch und verbreitete sich massenhaft. Insgesamt wurden von Mai bis Ende September 2022 rund 1.200 Tonnen Mähgut von den Mähbootfahrer*innen der MA 45 aus der Neuen Donau geholt. Dieser Wert ist der höchste in der Geschichte des Mähens in der Neuen Donau.

Neues Fährboot COPA CRUISE – Umweltfreundliches Inselhüpfen kommt gut an!

Die Copa Cruise ist eine neue saisonal geführte Fährverbindung auf der Neuen Donau. Es handelt sich um einen Katamaran, der mit einem Elektromotor betrieben wird. Erstmals in Betrieb ging sie 2022 von Anfang Juli bis 26. Oktober.  Mit der Fähre können die Fahrgäste die Vielfalt der Donauinsel erkunden – vom belebten CopaBeach bei der Reichsbrücke bis zum weitgehend naturbelassenen Norden der Insel. Bilanz: 2022 nutzten rund 3.500 Menschen das neue Fährboot. Etwa ein Viertel des Stromverbrauches des Bootes konnte durch Solar-Paneele auf dem Bootsdach gedeckt werden.

Der Betriebsstart für die Saison 2023 steht fest: Bereits am 28. April wird die Copa Cruise aus heutiger Sicht ihren Fährbetrieb wieder aufnehmen und am CopaBeach ablegen.

Donauuferbereiche – Neue Lebensräume für Fische und Amphibien

Über mehrere Kilometer erstrecken sich naturnahe Buchten und Nebenarme am donauseitigen Ufer der Donauinsel, beginnend bei der Reichsbrücke bis zum Bereich des Kraftwerks Freudenau. Doch Verlandung und das Trockenfallen von Tümpeln in den letzten Jahrzehnten bedrohen diese für Fische und Amphibien so wichtigen Lebensräume.

Im Frühjahr 2022 wurden im Rahmen von LIFE DICCA auf einer Strecke von 3,3 Kilometern Buchten und Nebenarme ausgebaggert. An insgesamt 15 Standorten kamen Saug- und Schwimmbagger zum Einsatz. Insgesamt wurden 20.000 Kubikmeter Feinsedimente in die Donau versetzt. Die neuen tiefen Stellen schaffen wichtigen Lebensraum und Laichplätze für Fische und Amphibien.

Tierische Rasenmäher für mehr Artenvielfalt

Von Mai bis Anfang November 2022 waren heuer zum vierten Mal Mäh-Schafe im Norden der Donauinsel im Einsatz. Die Schafe des Mostviertler Betriebs Kablhof setzen sich aus verschiedenen alten und seltenen Rassen zusammen. Sie kamen heuer zum ersten Mal zum Einsatz, nachdem die Schaf-Beweidung neu ausgeschrieben wurde.

Unter Aufsicht der Schäfer*innen ersetzen die Mäh-Schafe auf der Donauinsel die maschinelle Wiesenmahd im Norden der Donauinsel. Die umweltschonenden tierischen Rasenmäher mähen nicht nur leise, sie begünstigen durch das teilweise Stehenlassen der Vegetation auch die Artenvielfalt auf den Wiesen. 2022 haben die Schafe 10,3 Hektar Wiesenfläche abgegrast. Das entspricht einer Fläche von rund 14 Fußballfeldern.

Donauinsel ist Wildbienenparadies!

Das Vorkommen von Wildbienen ist ein wichtiger Indikator für Artenvielfalt. Vor diesem Hintergrund waren die Insekten Untersuchungsgegenstand einer von Wiener Gewässer beauftragten Studie der BOKU Wien auf der Donauinsel. Fazit: 136 Wildbienenarten – das sind etwa 20 % der 700 österreichweit vorkommenden Arten – konnten auf der Donauinsel nachgewiesen werden. Die Insekten profitieren von gezielten Maßnahmen wie der Förderung artenreicher Wiesen, einer nachhaltigen Pflege oder dem Anlegen von Nistplätzen in Form von Steinhaufen und Trockensteinmauern.

Großprojekt Liesingbach geht in die nächste Bauphase

Auf 18,4 Kilometer fließt der Liesingbach durch Wiener Stadtgebiet, die erste Hälfte wurde bereits schrittweise ab 1997 renaturiert. Ab 2020 hat die Stadt Wien die 2. Hälfte des Liesingbaches, das sind 9,2 Kilometer, zwischen Kaiser-Franz-Josef-Straße und Großmarktstraße in Wien-Liesing in Angriff genommen. Die Neugestaltung des Uferbereichs am Liesingbach im Rahmen des Großprojekts „Integrativer Hochwasserschutz Liesingbach“ bringt bis 2027 mehr Grünraum für Besucher*innen sowie für die Tiere und Pflanzen.  Hand in Hand mit den wasserbaulichen Arbeiten der Fachabteilung Wiener Gewässer errichtet Wien Kanal einen zusätzlichen Regenwasserkanal unter dem Bachbett. Auch der Hochwasserschutz am Liesingbach wird verbessert.

Im November 2022 gingen die Renaturierungsmaßnahmen in die nächste Runde: Bis zum Herbst 2025 wird der rund 3 km lange Abschnitt, projekttechnisch Bauteil 1, zwischen Großmarktstraße und Gutheil-Schoder-Gasse in Angriff genommen. 200 neue Bäume wie z.B. Ahorn, Ulmen, Linden oder Traubenkirsche und viele neue Sträucher werden auf diesem Abschnitt gepflanzt.

Neues EU-Projekt zum Schutz von Stören in der Donau

Ein neues EU-Projekt der BOKU Wien mit vielen internationalen Partner*innen widmet sich dem Überleben von vier Stör-Arten in der Donau. Der Startschuss erfolgte im November, Projektpartner*innen sind viadonau, Stadt Wien und Bundesministerium für Land- und Fortwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft. Das Projekt folgt auf das 2022 erfolgreich abgeschlossene Projekt LIFE-Sterlet, bei dem die Universität für Bodenkultur eine Sterlet-Aufzuchtstation auf der Donauinsel in Wien betrieben hat. Insgesamt 240.000 Jung-Sterlets konnten in der Donau ausgesetzt werden. Dadurch wurde die stark gefährdete Population dieser letzten in Österreich noch natürlich vorkommenden Stör-Art unterstützt, und es kann sich langfristig wieder eine selbstreproduzierende Population ausbilden.

Das Nachfolgeprojekt erweitert sein Artenschutzprogramm auf vier Stör-Arten – zusätzlich zum Sterlet sollen nun auch die Arten Waxdick, Sternhausen und Hausen in der Unteren Donau vor dem Aussterben bewahrt werden. Dafür wird eine schwimmende Aufzuchtstation zur Haltung von Mutterfischen und zur Aufzucht von Jungtieren am Ufer der Donauinsel verankert. Das Schiff wird vom Projektpartner viadonau gestellt, der Liegeplatz an der Donauinsel von der Stadt Wien.