Die neue Sonderausstellung im Wien Museum wirft einen Blick auf die Winter von einst und erzählt vom städtischen Leben in Zeiten des Klimawandels – seit 14. November. Auch Floridsdorf ist vor allem mit seinen Gewässern ausgiebig präsent: Von Eisstössen bis zu Eislaufen. Eine Ausstellung passend zur Jahreszeit, die viele Erinnerung an eigene Wintererlebnisse weckt. Winter in Wien – Vom Verschwinden einer Jahreszeit ist eine überaus gelungene Ausstellung, die zu einem ausgiebigen Besuch im Wien Museum anregt.
Der Winter in Wien ist nicht mehr das, was er einmal war. Kindheitserinnerungen an tägliche Schneeballschlachten und Rodelausflüge im Prater scheinen heute weit entfernt. Die einst kalte, weiße und dunkle Jahreszeit ist milderen Temperaturen und schneelosen Monaten gewichen. Anhand von Dokumenten, Kunstwerken, Fotografien, aber auch Alltagsobjekten und Kuriositäten werden die Freuden und Leiden der winterlichen Jahreszeit sowie die drastischen Unterschiede zwischen Arm und Reich im Kampf gegen die Kälte beleuchtet. Dabei wird immer wieder der Blick auf die Gegenwart gerichtet, auf die Perspektive immer milderer Winter in Wien.
Durch den Kontrast zwischen der nostalgischen Vorstellung einer verschneiten Stadt und der Realität der Gegenwart schafft die Ausstellung einen assoziativen Raum für Reflexion und Diskussion über die Bedeutung des Klimawandels für das Leben in Wien.
Weiße Pracht – Kalte Stadt – Eisiges Vergnügen – Dunkle Jahreszeit: In vier Kapiteln untersucht die Schau das winterliche Wien über die Jahrhunderte. Sie erzählt von Freud und Leid der Jahreszeit, von saisonalen Attraktionen bis zu den gravierenden Unterschieden zwischen Arm und Reich im Er- und Überleben der Kälte. Dabei richtet sie den Blick immer wieder auf die Gegenwart und die Perspektive immer milderer Winter für Wien.
Die „Kalte Stadt“ thematisiert Strategien gegen die Kälte von Wärmestuben bis zur Fernwärme, widmet sich dem Zusammenhang von warmer Kleidung, Brennmaterial und Reichtum, berichtet von Obdachlosigkeit und von gefrorenem Wasser als einstiges, bedrohliches Hindernis hinsichtlich Versorgung und Mobilität. Die „Dunkle Jahreszeit“ fokussiert die zunehmend heller werdende Stadt, widmet sich Lichtinszenierungen ebenso wie der Lichtverschmutzung und thematisiert Gemütsaufhellungen durch Licht in Zeiten des Hochnebels oder die Zeitumstellung für ein Mehr an hellen Stunden.
Nicht nur die erste Indoor-Skihalle 1927 versprach einst „Eisiges Vergnügen“: In und um die Stadt trafen sich Wienerinnen und Wiener zu einer Vielzahl an winterlichen Lustbarkeiten wie Skifahren und Skispringen, Schlittschuhlaufen oder Rodeln. Bälle, Veranstaltungen, die „Wiener Eisrevue“ und der Festkalender in dieser Jahreszeit sind Aspekte dieses Ausstellungsteils. Eis und Schnee werden immer seltener –„Weiße Pracht“ widmet sich der Lust und Last von Schnee, der Inszenierung und Bewerbung Wiens „im Winter“.
„Vom Schnee zugedeckt erscheint die Stadt wie in Watte gepackt und weckt schöne Erinnerungen an eisige Vergnügen. Im ebenso unterhaltsamen wie auch genauen kulturhistorischen Blick auf den Winter werden aber auch die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels oder die Erfahrung von Kälte von Menschen in prekären sozialen und ökonomische Verhältnissen sowie die damit verbundenen Herausforderungen für eine Stadt sichtbar. Es freut mich, wie es dem Wien Museum gelingt, diese Alltagserfahrungen in Vergangenheit und Gegenwart für ein breites Publikum anschaulich zu vermitteln“, hebt Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hervor.
„Mit der Ausstellung „Winter in Wien“ wollen wir die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Stadt sichtbar machen. Besonders eindrucksvoll wird dies, wenn man die Winter von früher mit denen von heute vergleicht. So entsteht nicht nur ein Verständnis für die Kulturgeschichte der Kälte, sondern auch ein prägnantes Bild unserer prekären Zeit“, erläutert Matti Bunzl, künstlerisch-wissenschaftlicher Direktor des Wien Museums.
„Es ist wichtig, Nostalgie zuzulassen, sich an „DEN“ Winter in Wien zu erinnern: einen Winter, der von schneereichen Tagen, eisigen Temperaturen und fröhlichem Wintersport geprägt war. Genauso wichtig ist es aber, die rasante Veränderung durch den Klimawandel sichtbar zu machen. Beidem wird in der Ausstellung viel Raum gegeben“, schildert Lisa Noggler-Gürtler, Kuratorin im Wien Museum.
Inklusive Ausstellung
Um möglichst vielen Besuchern den Ausstellungsbesuch zu ermöglichen, wird das Thema Barrierefreiheit auch bei den Sonderausstellungen des Wien Museums stets mitbedacht. Für „Winter in Wien“ wurden unter anderem ein taktiles Bodenleitsystem für sehbehinderte Menschen, eine Reihe von inklusiven Taststationen sowie ein kostenloser digitaler Guide mit Texten nicht nur in Deutsch und Englisch, sondern auch in Österreichischer Gebärdensprache und in Einfacher Sprache, die auch über einen Screenreader vorgelesen werden können, umgesetzt. Es ist auch die erste Sonderausstellung im Wien Museum, die über ein inklusives Führungsangebot verfügt. Ab Jänner 2025 werden beispielsweise Tastführungen und andere barrierefreie Vermittlungsformate angeboten. Die genauen Termine werden in Kürze auf der Website (https://www.wienmuseum.at/kalender) unter dem Filter „Inklusive Programme“ veröffentlicht.
Fotowettbewerb zu „Winter in Wien“
Anlässlich der Ausstellung wurde auch der Instagram-Fotowettbewerb #LichtundDunkelinWien ausgerufen. Wenn es draußen früher dunkel wird, beginnt die Saison der Festbeleuchtung. Gesucht werden Winterlichter abseits der Christkindlmärkte – in Fenstern, auf Balkonen oder in Vorgärten der Stadt. Bis 15. Dezember können Fotos mit dem Hashtag #LichtundDunkelinWien und @wienmuseum auf Instagram gepostet werden.
Winter in Wien – Vom Verschwinden einer Jahreszeit
Wien Museum, Karlsplatz 8, 1040 Wien
14. November 2024 bis 16. März 2025