Zelebrierte Brunnengeschichte

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Providentiabrunnen auf dem Neuen Markt - meist Donnerbrunnen genannt. Fotos: Gregor Auenhammer, Gerhard Trumler .
Providentiabrunnen auf dem Neuen Markt - meist Donnerbrunnen genannt. Fotos: Gregor Auenhammer, Gerhard Trumler .

Ein echtes Monumentalwerk zu einem Ausschnitt der Wiener Geschichte habenGregor Auenhammer und Gerhard Trumler vorgelegt. ‚Die Brunnen Wiens‘ ist eine penible Bestandsaufnahme mit spannenden Geschichten und Anekdoten zu den Wasserspendern der Stadt. Eine „feuilletonistisch-fotografische Expedition“, wie der Untertitel verheißt – eine wahre Hommage.

Dienten Brunnen ursprünglich natürlich der Versorgung der Menschen mit Wasser, gab es etwa ab 1500 auch prachtvolle und reich verzierte Brunnen in Wien. Der älteste noch in Originalform existierende stammt aus dem Jahr 1552 und befindet sich im Schweizertrakt der Hofburg. „Die ältesten Brunnenanlagen gehen auf die Zeit des Römerlagers Vindobona zurück“, so die Autoren. Mancher Brunnen wurde übersiedelt, also abgetragen und neu aufgebaut. Auenhammer und Trumler begaben sich auf umfangreiche Spurensuche: Etwa nach der Bedeutung der Figuren und Skulpturen. Sind es Engel, Heilige, Elfen, Najaden oder Tritonen? „Ehrwürdige, des Gedenkens würdige Personen? Oder eigentlich nach heutigen Maßstäben verachtenswerte Gestalten aus der Geschichte“, lautete eine der Fragestellungen.

Die Spurensuche führt chronologisch vom Jahr 100 bis in die Jetztzeit. Zu prachtvollen Anlagen wie dem Austria-Brunnen auf der Freyung, zum Donnerbrunnen am Neuen Markt und zum Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz. Aber auch in verborgene Hinterhöfe oder zu nicht mehr existierenden Brunnen. Einer der letzteren Kategorie führt ins Jahr 1212 und zu einer alten Sage. Die Kurzfassung: Ein Bäckerlehrling verliebte sich in die Tochter des Meisters. Der verweigerte der Verbindung aber den Segen und sprach, „erst, wenn ein Hahn, der sich so töricht wie Du benimmt, ein Ei gelegt hat“. Plötzlich fiel ein Hahn aus dem Himmel in den Brunnen und verpestete diesen. Nur Lehrling Hanns traute sich hinunter, hielt dem Basilisken einen Spiegel vor (um nicht zu erblinden), besiegte das Wesen und bekam seine Appollonia. Den Basilisken kann man noch heute an der Fassade der Schönlaterngasse 7 bewundern.

Diese und unzählige spannende, interessante, witzige und kurzweilig erzählte Geschichten finden Leser in ‚Die Brunnen Wiens‘ auf über 400 Seiten! Das Buch macht Lust auf eigene Erkundungstouren. Quasi als Bonus kommt – etwas zu spärlich – natürlich auch Floridsdorf vor. So etwa im Jahr 2020: Da wurde der ursprünglich 1926 errichtete Brunnen am Schlingermarkt reproduziert. Wenig beliebt ist der Brunnen am Franz-Jonas-Platz beim Bahnhofseingang: Er wurde von Hans Muhr zu Floridsdorfs ‚100-Jahre-bei-Wien‘-Jubiläum geschaffen und hat auch bald 20 Jahre am Buckel.

Übrigens sind Brunnen durchaus auch ein Geschäft für die Stadt: Jährlich fischt die MA31 etwa eine Million Euro aus Wiener Brunnenanlagen in der Innenstadt und in die Kassen. 

Die Brunnen Wiens – Eine feuilletonistisch-fotografische Expedition; Gregor Auenhammer, Gerhard Trumler; 48 €. www.bibliothekderprovinz.at

Die Brunnen Wiens. Fotos: Gregor Auenhammer, Gerhard Trumler.
Die Brunnen Wiens. Fotos: Gregor Auenhammer, Gerhard Trumler.