Bauboom in Floridsdorf: Der große Überblick!

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Stein

Der Bauboom ist unübersehbar: Floridsdorf ändert sich rasant. Vom „Spitz“ bis nach Stammersdorf oder Strebersdorf reiht sich oft ein Bauprojekt an das andere. Bevölkerungsprognosen müssen Jahr für Jahr für Wien und Floridsdorf nach oben revidiert werden. Hatte Floridsdorf am 1. Jänner 155.998 Einwohner geht unser Bezirk zügig auf die 200.000 zu.  In unserem Schwerpunkt-Thema versuchen wir (ohne Anspruch auf Vollständigkeit), einen Überblick über die wichtigsten Bauprojekte im 21. Bezirk zu geben und befragen den Wiener Wohnbaustadtrat Michael Ludwig über Floridsdorfer Tabuzonen (Seite 14).

Am auffälligsten sind sicher die Bauarbeiten in unserem Bezirkszentrum (1, 2 & 3 in der Legende links): Der Spar-Neubau zwischen Spitz und Bahnhof geht in die Endphase, nach Plan soll noch vor dem Weihnachtsgeschäft die Eröffnung sein. Geplant sind neben einem modernen Einkaufsmarkt auch Büros. Wenig bekannt: Auch das Nachbargebäude, der „Lehndorfer Hof“ steht vor einem Umbau mit wesentlicher Aufstockung.

Am erfreulichsten für die Floridsdorfer: Der hässliche Woolworth ist Geschichte. Raab & Raab planen ein großes Geschäftslokal, Büros und Ordinationen und 70 Vorsorgewohnungen. Mit Villeroy & Boch-Bädern wohl kaum im Billigsegment. Erfreulich: Raab &Raab bestätigen den Bau einer Tiefgarage. Der Pius-Parsch-Platz wird somit in Zukunft autofrei als Park gestaltet. Die Planungen laufen bereits. Finalisierung 2017/18.

Für das Bezirkszentrum ist übrigens eine Schutzzone im Gespräch, um unser historisches Zentrum nicht zu verschandeln. Bezirksvorsteher Georg Papai grundsätzlich zum Bauboom in Floridsdorf: „Mir sind die Herausforderungen einer wachsenden Stadt lieber, als einer schrumpfenden. Verdichtung alleine wird bei 30.000 Menschen pro Jahr mehr in Wien nicht reichen. Mir ist aber wichtig, dass fast ein Drittel der Bezirksfläche unter Landschaftsschutz steht.“ Gemeint sind u.a. Bisamberg, Rendezvousberg und Bisamberg Vorland zwischen Stammersdorf und Strebersdorf.

Auch auffällig: Oft haben die Projekte liebevolle Namen wie „3 Edelsteine am Wasserpark“, Wellenlandschaft (Ex-Weisselbad), Triangel21 oder Florasdorf. Dass man nicht alle Projekte nur von außen beurteilen soll, beweist Leo21 an der Leopoldauerstraße. Wirkt das Gebäude von außen wie ein Beton-Bunker, offenbart sich dahinter ein qualitativer „grüner“ Innenbereich.

Bauboom: Natürlich sind längst nicht alle Projekte unumstritten:

Die Ziesel hinter dem Heeresspital in Stammersdorf werden wohl noch länger für Aufregung sorgen – derzeit sogar zwischen Floridsdorfer & Wiener Grünen (30). Aktuell ruhen die Flächen, weitere Begutachtungen stehen im Sommer an. Es gibt auch noch keine Baubewilligung, Baubeginn ist frühestens im Herbst 2016.

Auch die „Siemensäcker“ in Leopoldau sorgen immer wieder für Wirbel (55). Geplant sind 35-Meter-Hochhäuser. Als Kompromiss abgeflachte Bauhöhe zu den umliegenden Einfamilienhäusern. Anrainern und auch der Mehrheit der Floridsdorfer Parteien ist das zu wenig: Sie fordern eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Bei der MA 22 wird in einem UVP-Feststellungsverfahren geprüft, ob im gegenständlichen Fall entsprechend dem UVP-G 2000 eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden soll.

Bauboom: (Verzerrte) Panorama-Aufnahme des Donaufelds. Bild: DFZ
Bauboom: (Verzerrte) Panorama-Aufnahme des Donaufelds. Bild: DFZ

Die wohl radikalste Veränderung wird die Verbauung des Donaufelds in Floridsdorf bewirken (41). Es gilt: Besuchen Sie das Donaufeld, solange es noch steht. Derzeit geplant sind circa 6000 Wohnungen für etwa 15.000 Bewohner. Skeptiker befürchten eine noch intensivere Baudichte. Das erste Baufeld ist im Bereich Dückegasse/An der Schanze geplant. Über die Straße, in den 22. Bezirk, sieht man, wie es hoffentlich nicht wird: Ein Betonklotz neben dem anderen. Exakt in der Mitte des Donaufelds ist ein Grünkeil, zumindest derzeit noch, vorgesehen – ebenso eine Brücke über die Alte Donau. Segler protestieren dagegen allerdings jetzt schon heftig.

Zu hoffen ist, dass aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt wird, so kritiserte die Architektenkammer in „Die Presse“ Wohnbau in Wien: möglichst billige Bauweise, eindimensionale Nutzung, zu wenig belebte Erdgeschosszonen, kaum kulturelle Einrichtungen, sehr schnell, sehr viele Wohnbauten, aber seit Jahrzehnten keine gescheite Stadtplanung!

Ein weiteres Großprojekt ist das „Gaswerk“ (54). Auch hier laufen die Planungen. Ob die Villen erhalten bleiben ist nicht ganz fix. Eine Kontaminierung des Bodens könnte Probleme schaffen. Es werden 1000 geförderte Wohnungen mit insgesamt 75.000m2 Nutzfläche auf neun Baufeldern entstehen. Geplanter Bezug ist 2018, letzten September wurde ein zweistufiger Bauträgerwettberwerb gestartet.