Parkpickerl reduziert Stellplatzauslastung

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Parkpickerlstudie 2024. Grafik: Traffix.
Parkpickerlstudie 2024. Grafik: Traffix.
Stein

Der Bericht ,Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung in Wien Nachher-Untersuchung 21. Bezirk‘ liegt öffentlich vor. Demnach liegt in Floridsdorf „die Auslastung der mit Parkpickerl uneingeschränkt nutzbaren Kurzpark-Stellplätze im Durchschnitt der Stichprobengebiete bei 53 % am Vormittag (9 bis 11 Uhr) bzw. 64 % am Abend (20 bis 22 Uhr). Gegenüber der Vorher-Untersuchung bedeutet dies einen Rückgang um 19 bzw. 11 %.

Seit 1. März gilt das Pickerl in Floridsdorf, laut der vorliegenden Untersuchung belegen „die insgesamt geringen Auslastungswerte die Wirksamkeit der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung“. Einige Details:

Der Anteil an Nicht-Wiener Kennzeichen beträgt nur noch 7,5 %, wobei Pkw mit niederösterreichischem Kennzeichen mit 4,9 % den größten Anteil ausmachen. Früher waren es 20,3 % vormittags und 16 % am Abend.

Eine hohe Parkplatzauslastung gibt es nur mehr sehr begrenzt, etwa im zentralen Bereich Am Spitz / Bahnhof Floridsdorf sowie abends in einzelnen dicht besiedelten Bereichen mit älterer Bebauungsstruktur und geringer Garagendichte.

Vormittags gibt es nur im Gebiet Prager Straße/Nordbrücke eine Auslastung über 90 %, am Abend auch in den Bereichen Heeresspital und Bahnhof Floridsdorf. „Ab einer Parkraum-auslastung von circa 80 % ist mit Parkplatzsuchverkehr in nennenswertem Ausmaß zu rechnen“, heißt es .

80 % aller abgestellten Pkw verfügen über ein Parkpickerl des 21. Bezirks.

Der Schwarzparker-Anteil (abgestellte Pkw ohne gültige Legitimation) liegt bei etwa 5 %.

Fazit der Untersuchung: „Im Gesamtbezirk zeigt sich eine deutliche Reduktion der Auslastung, wodurch die Wirksamkeit der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung belegt wird. In zahlreichen Gebieten gibt es noch deutlich größere Reduktionseffekte.“ Konkret sank die Parkraumauslastung vormittags von 71,7 auf 52,7 % reduziert, abends von 74,9 auf 63,8 %.

Haken: Die Erhebung wurde bereits zwischen 26. April und 23. Juni 2022 gemacht, also unmittelbar nach Parkpickerleinführung. In den fast zwei Jahren seither gab es durchaus schon wieder Veränderungen. Ein zu beobachtender Effekt: Floridsdorfer geben den Platz in einer teuren Garage auf, weil sie das Abstellen ihres Autos auf der Straße mit Parkpickerl wesentlich günstiger kommt …

Zwei Jahre Parkpickerl: Bezirkspolitik uneinig

Für SPÖ-Bezirksrat Josef Fischer ist die Parkpickerleinführung ein „Erfolgsprojekt und alternativlos. Ohne Pickerl wären wir das Gratis-Park-Paradies für die ganze Region. Wir müssen aber sicher in manchen Grätzeln nachjustieren – wir sind dabei!“

Bezirksvorsteher Georg Papai (links) und Bezirksrat Pepi Fischer am Strebersdorfer Platz. Bild: BV21.
Bezirksvorsteher Georg Papai (links) und Bezirksrat Pepi Fischer am Strebersdorfer Platz. Bild: BV21.

„Wir stehen dem Parkpickerl in der derzeitigen Form skeptisch gegenüber. Eine Parkraumbewirtschaftung in Floridsdorf bis 22 Uhr ist unnötig und verursacht lediglich Kontrollgebühren – bis 19 Uhr würde ausreichen“, sagt ÖVP-Floridsdorf Verkehrssprecher Raphael Richter (Bild). Dass das Parkpickerl nur in einem Bezirk gilt hält er „für eine Verhöhnung der Wiener Bevölkerung. Einkäufe erledigen, Restaurantbesuche und Familienangehörige pflegen beschränkt sich alles auf den eigenen Bezirk. Außerhalb wird man mittels Parkschein wieder zur Kasse gebeten, das ist für viele eine massive zusätzliche Belastung.“

Bezirksrat Raphael Richter (ÖVP).-
Bezirksrat Raphael Richter (ÖVP).-

FPÖ-Gemeinderat Wolfgang Irschik (Bild) sieht keinen Anlass für Jubiläumsfeiern. „Freie Stellplätze werden immer häufiger rückgebaut. Nach Schleifgasse und Kinzerplatz kommt es zur Parkplatzvernichtung Am Spitz, Floridsdorfer Hauptstraße, Prager Straße usw.. Der wirtschaftliche Schaden zeichnet sich mancherorts jetzt schon ab.“ Irschik fordert „freie Fahrt für freie Bürger. Und wenn überhaupt, eine Gültigkeit des Parkpickerls für ganz Wien. Keine sinnlose, ideologisch motivierte und wirtschaftsfeindliche Parkplatzvernichtung.“

Karl Mareda und Wolfgang Irschik am Senderparkplatz. Bild: Privat.
Karl Mareda und Wolfgang Irschik am Senderparkplatz. Bild: Privat.

„Wir sehen die Parkraumbewirtschaftung als großen Erfolg“, sagt Alexander Polansky von den Grünen. Der Bezirksrat sieht dennoch eine vertane Chance: „Mittlerweile stehen statt niederösterreichischen Pendlern in vielen Straßen Floridsdorfer Binnenpendler, für die das Parkpickerl billiger ist, als eine Garage. Gleich 2022 hätte man den öffentlichen Raum fairer verteilen müssen. Etwa mit breiteren Gehsteigen oder Schanigärten. Seine konkrete Kritik: „Am Bruckhaufen gibt es eine sehr geringe Parkplatzauslastung: Dennoch wurde dort parken in der Wiese legalisiert. Es ist nicht okay, Grünraum zuzustellen. -Hannes Neumayer

Polansky (links) und Toth in der Jeneweingasse. Bild: Privat.
Polansky (links) und Toth in der Jeneweingasse. Bild: Privat.