Bürgerbefragung für neue Schleifgasse 

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Bezirksvorsteher Georg Papai in der Schleifgasse. Bild: BV21.
Bezirksvorsteher Georg Papai in der Schleifgasse. Bild: BV21.
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Die Schleifgasse verbindet den Schlingermarkt über die Pius-Parsch-Promenade mit dem Bahnhof Floridsdorf. Pläne für eine attraktivere Gestaltung der kurzen Gasse (vom Markt bis Angerer Straße) mit noch mehr Grünraum, einer höheren Aufenthaltsqualität und einer verbesserten Fußverbindung werden derzeit der Öffentlichkeit im Büro der
Gebietsbetreuung am Markt präsentiert. Die direkten rund 3.350 Anrainer werden in die Entscheidungsfindung mit
einer Bürgerbefragung eingebunden. Außerdem gibt es zwei Info-Veranstaltungen (2.9., 14 bis 20h, 6.9., 9 bis 13h). 2023 soll mit der Umgestaltung begonnen werden.

Die Schleifgasse verbindet den Floridsdorfer Bahnhof über den Pius-Parsch-Platz mit dem letzten Markt Transdanubiens: Ein wichtiger Baustein also, um Floridsdorfs Zentrum zukunftsfit zu machen. Seit Anfang 2022 wird geprüft, wie die Straße attraktiver und die fußläufige Anbindung zum Schlingermarkt verbessert werden könnte. Die Anrainer sind jetzt eingeladen, mitzureden.

Die Schleifgasse misst gerade einmal 200 Meter, sie erstreckt sich entlang nur zweier Häuserblöcke. Vorrangig ist sie eine Straße zum Wohnen; auch ein paar Geschäfte und Lokale gibt es im Erdgeschoß. Trotz ihrer Unscheinbarkeit ist Bezirksvorsteher Georg Papai von ihrer Relevanz für den Floridsdorfer Zentralraum überzeugt: „Gerade in einem wachsenden Bezirk wie Floridsdorf erlangen öffentliche Räume immer größere Bedeutung. Auch ein Straßenraum wie die Schleifgasse muss unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden und verschiedenste Funktionen erfüllen. In der Schleifgasse sehe ich viel Potential, das ich gemeinsam mit den Anrainer, den Gewerbetreibenden und umliegenden Institutionen ausschöpfen möchte!“

Verschiedene Nutzergruppen und ihre Bedürfnisse

Zum Jahresanfang hat der Bezirk dafür die Gebietsbetreuung Stadterneuerung ins Boot geholt. Vom unweit gelegenen GB*Stadtteilbüro im Schlingerhof aus ist das multidisziplinäre Team mit den stadtplanerischen Grundlagen sowie den sozialräumlichen und funktionalen Strukturen des Ortes bestens vertraut. Im April und Mai haben die GB*-Experten dann die Qualitäten des öffentlichen Raums in der Schleifgasse genau untersucht sowie Nutzungs- und Bewegungsmuster analysiert. Fabian Mayrhofer, Projektleiter bei der GB*, hält fest: „Wir beobachteten, dass man hier kaum schlendert, sondern Meter macht – auf dem Weg in die Arbeit, zum Einkaufen oder zur U-Bahn. Einen gemütlichen Verweilort zum Sitzen und Plaudern oder Gelegenheiten zum unterwegs Spielen sucht man derzeit vergebens. Dafür soll nun Platz geschaffen werden.“

Von einer Umgestaltung profitieren würden etwa die vielen Kinder, Jugendlichen und Familien, die die Schleifgasse auf ihrem Schulweg passieren. Für sie spielt neben dem wegbegleitenden Spiel, das Thema Sicherheit eine besondere Rolle –auch hier gibt es Luft nach oben. Vor den Ferien wurde es morgens schon mal eng am Gehsteig. Vor der Ampel an der Angererstraße sammeln sich bei den langen Rotphasen rasch Trauben von Wartenden. Und das Queren der Schleifgasse kann sich andernorts als schwierig gestalten.

Eine bessere und sicherere fuß- und radläufige Verbindung mit Gelegenheiten zum konsumfreien Aufenthalt würde auch den Marktbesuch anziehender machen. Vor allem an Freitag- und Samstagvormittagen sieht man in der Schleifgasse viele prall gefüllte Nachziehwagerl und Fahrradkörbe vom Bauernmarkt herkommend. Denn für Fußgängerer und Radfahrer ist die Schleifgasse ein wichtiges Verbindungsstück zwischen dem in wenigen Minuten erreichbaren Franz-Jonas-Platz, dem Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs, und dem Schlingermarkt. Der einzig dauerhafte Wiener Markt links der Donau ist nicht nur ein wichtiger Ort der Nahversorgung, sondern auch des Miteinanders im Bezirk – seine Bedeutung als Orientierungs- und Treffpunkt nimmt zweifelsohne zu.

Ein weiteres Tor zum Schlingermarkt

Mit der Umgestaltung des Eingangsbereichs zum Schlingermarkt an der Brünner Straße (und der Neugestaltung des Paul-Hock-Parks) hat sich vor wenigen Jahren bereits ein wichtiges Teilstück für den Fußverkehr verbessert. Nun soll mit der Schleifgasse auch der „Hintereingang“ zum Landparteienplatz des Schlingermarktes attraktiver werden. Dazu gehört auch, das Sicherheitsgefühl von Radfahrer zu steigern, da sie derzeit in der einspurigen Einbahnstraße aufgrund entgegenkommender und ausparkender Fahrzeuge besonders achtsam sein müssen. Darüber hinaus soll in der Schleifgasse – als wichtiger Zubringer zum Schlingermarkt – das Markttreiben als Anziehungspunkt stärker sichtbar werden, um dem reichhaltigen Angebot gerecht zu werden, das dort auf lokale Abnehmer wartet.

Eine Schleife um das Herz von Floridsdorf

In der verlängerten Achse der Schleifgasse, südlich der Angerer Straße, existiert mit der Pius-Parsch-Promenade bereits eine attraktive, hochfrequentierte fußläufige Verbindung vom Bahnhof Floridsdorf kommend. 2018 wurde sie gemeinsam mit dem Pius-Parsch-Platz umgestaltet und als Fußgängerzone mit zahlreichen Sitzmöglichkeiten unter dem schattenspendenden Blätterdach, Blumenbeeten und einem neuen Bodenbelag versehen. Diese Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten sollen nun nordwärts erweitert werden.

„Die Schleifgasse ist im Herzen von Floridsdorf und Teil einer wichtigen Ader, die vom Pius-Parsch-Platz über die Promenade zu unserem Schlingermarkt führt. Um die Schleifgasse – den kurzen Abschnitt, der das pochende Floridsdorfer Herz noch fitter macht – will sich der Bezirk gemeinsam mit der GB* und vielen weiteren Partner gut kümmern. Daher denken wir 2023 eine Neugestaltung der Straße an: Für die Bewohner und Passant, für die Kundschaft, fürs Klima“, verspricht BV Georg Papai.

Klimafitter Korridor in einer Stadt der kurzen Wege

Die Schleifgasse ist somit wortwörtlich ein Baustein einer attraktiven Schleife, die sich zukünftig um den Floridsdorfer Zentralraum legen könnte. Sabine Gehmayr, Architektin und Leiterin von der GB*, sieht in der Aufwertung des zentralen Korridors eine große Chance – auch im Hinblick auf mikroklimatische Anpassungen:„Im Sinne einer Stadt der kurzen Wege arbeiten wir in Floridsdorf daran, die Erreichbarkeit wichtiger Punkte wie dem Franz-Jonas-Platz, dem Schlingermarkt und dem Floridsdorfer Spitz zu verbessern. Dabei dürfen auch schattige Treffpunkte und Verweilflächen nicht fehlen. Orte, an denen man – egal, ob Jung oder Alt – kurz pausieren, verschnaufen, die Taschen abstellen und sich ausruhen und abkühlen kann.“ Maßnahmen gegen die urbane Hitze – mehr Grün, mehr Straßenbäume, die Schatten spenden – dürfen also nicht zu kurz kommen.

Beteiligung wird großgeschrieben!

Der Weg dahin ist ein partizipativer Prozess mit Bewohner, lokalen Gewerbetreibenden sowie Institutionen im Naheumfeld. Denn sie kennen ihre Straße am besten. Mittels eines Fragebogens sammelt und erörtert die GB* nun in einem ersten Schritt die persönlichen Wahrnehmungen, Einschätzungen, Ideen und Wünsche der Menschen vor Ort. Im August und September folgen dann Informations- und Werkstatttage bei und mit der GB*. Dabei können die Anrainer nicht nur Fragen stellen, sondern auch gleich selbst die Qualitäten der Gasse erkunden und Veränderungen spielerisch ausprobieren. Das Ziel: In einen Austausch zu kommen und gemeinsam auf den Punkt bringen, was die Schleifgasse braucht und wie sie zu einem fitten Herzen von Floridsdorf beitragen kann. Die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses bilden dann die Grundlage für die politische Entscheidungsfindung und die anschließende Planungs- und Umsetzungsphase ab 2023.

„Vergangenen Oktober haben wir eine breit angelegte Anraineumfrage zur Neugestaltung des Denglerparks umgesetzt und heuer das Beteiligungsverfahren zum Stadtentwicklungskonzept Floridsdorf weitergeführt und das Dialogverfahren zur Zukunft der Stammersdorfer Kellergasse abgeschlossen. Jetzt nehmen wir die Neugestaltung der Schleifgasse inmitten unseres Bezirkszentrums in Angriff. Das ist gelebte Mitwirkung!“, setzt Bezirksvorsteher Georg Papai neuerlich auf den Dialog mit seinen Floridsdorferinnen und Floridsdorfern.