Ein kurzer Streifzug

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein
Meine lieben „Fluaridsduafa“! Mein heutiger Streifzug ist für mich ein kurzer, ich brauche vom Gloria Theater bloß einmal um die Ecke zu gehen, zur Frömmlgasse 42. Seit wenigen Wochen befindet sich dort eine Baulücke, denn das Gebäude wurde abgerissen. Zuletzt befanden sich an dieser Stelle der Saal des „Gloria Varieté“, in welchem Kabarett und musikalische Darbietungen zu sehen waren,
sowie eines unserer Requisitenlager.

Die Geschichte dieses Hauses beginnt im Jahre 1901, als ein gewisser Josef Heller das unbebaute Grundstück erwarb und im Jahr darauf vom Architekten Neumann Tropp, der bei den Weltausstellungen 1900 in Paris und 1901 in London mit Goldmedaillen ausgezeichnet worden war, Pläne zum Bau eines Saalgebäudes und eines Wohngebäudes in Auftrag gab. Und bereits 1903 gab man, in dem nach der zweiten Tochter des Kaiserpaares benannten Etablissement, Theateraufführungen zum Besten, vor und nach denen die umliegenden Cafés ebenfalls ausverkauft waren.
Auch der Floridsdorfer Männergesangsverein „Harmonie“ ließ häufig in seinen Chorkonzerten die kräftigen Stimmen erschallen. Bevor das „Weltbild-Kino“ seinen markanten Bau an der Kreuzung der Nordwestbahn mit der Prager Straße erhielt, wurden in den Gisela Sälen um 1910 auch schon Filmvorführungen veranstaltet. Der Erste Weltkrieg unterbrach das bis dahin florierende
Unterhaltungsleben. Aber ab 1918 fanden hier wieder rauschende Bälle statt, schließlich  fassten die Gisela Säle bis zu 600 Personen.
Nach der zwischenzeitlichen Nutzung als  Behelfskaserne und Unterkunft für zwangsarbeitende Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg stand das durch Bomben beschädigte Gebäude neun Jahre leer. Dann wurden die Schäden ausgebessert und die Räume dienten als Möbellager und ab 1974 nach Neuübernahme und Umbau als Verkaufsräume eines Möbelhauses. Die
letzte Nutzung durch das Gloria Theater habt Ihr bereits oben lesen können.
Eine wechselvolle Geschichte eines Gebäudes, an dessen Platz nun ein Haus mit etwa 50 Wohnungen treten wird. Euer Gerald Pichowetz