Harmlos oder unerträglich?

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Franz-Jonas-Platz: Leider keine Szene mit Seltenheitswert. Bild: Privat.
Franz-Jonas-Platz: Leider keine Szene mit Seltenheitswert. Bild: Privat.
Stein

Franz-Jonas-Platz: DFZ-Analyse zur Situation am meistdiskutierten Platz im 21. Bezirk. Kein Alkoholverbot! Nach langem Warten steht seit 2. Juli fest: Am Franz- Jonas-Platz gibt es – vorläufig – kein Alkoholverbot! Wir klären hier die wichtigsten Fragen.

Was sagt die Bevölkerung? Eine Online-Umfrage der DFZ unter 520 Personen brachte ein eindeutiges Ergebnis: 86 Prozent der Befragten wollen ein Alkoholverbot! Andererseits: Die ÖVP hat nach acht Wochen erst knapp 470 Unterschriften für ein Alkoholverbot gesammelt.

Was sagen die Bezirksparteien? Die Grünen jubeln, die NEOS schweigen. FPÖ und WIFF sind empört, die ÖVP hat eine Online-Petition für ein Alkoholverbot gestartet. Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) hält ein Alkoholverbot nach wie vor für nötig. Inoffiziell ist klar: Selbst die Bezirks-SP ist mit der Entscheidung von Bürgermeister Michael Ludwig nicht wirklich glücklich.

Welche Maßnahmen sind jetzt geplant? Angekündigt wurden von Ludwig: Aufstockung der Polizeipräsenz; Ausweitung der mobilen Sozialarbeit help U inklusive Aufstockung des Personals; Vermittlung in Chancenhäuser des FSW zur Abklärung der Perspektiven für wohnungslose Menschen; Schaffung von Infrastruktur bzw. neue Platzgestaltung; Erhöhung der Reinigungsdichte; Branchenmix am Platz adaptieren; aktive Öffentlichkeitsarbeit und Imagebildung; Kunst und kreative Angebote. u Wird wirklich mehr kontrolliert? Die Polizeipräsenz hat sich erhöht, Sicherheitskräfte von ÖBB und Wiener Linien touren öfter. Sozialarbeiter waren vor allem Anfang Juli verstärkt zu sehen, danach eher nicht. Reinigungstrupps sind ebenfalls häufiger zu sehen. Was eine ‘neue Platzgestaltung’ sein könnte, wird noch gerätselt.

Was sicher auch helfen würde: Genehmigungen für die diversen Zettelverteiler und Keiler drastisch einschränken! Bücherflohmärkte reichen völlig (der ‘rote’ könnte etwas weniger behindernd aufgebaut werden), der Rest trägt nur dazu bei, dass Fahrgäste in Schlangenlinien über den Platz hetzen müssen.

Wie schlimm ist es? Das ist Ansichtssache. Im Vergleich zum Praterstern 2017: harmlos. Für Floridsdorfer Verhältnisse: Unerträglich! Fakt ist, bei schönem Wetter liegen nicht erst am Abend einige völlig Besinnungslose am Rand der Baumstreifen (siehe Bild), es gibt nahezu täglich Rettungseinsätze. Wegweisungen gehören ebenfalls zum Alltag – und werden von Betroffenen wie Auszeichnungen gefeiert.

Von wievielen Leuten reden wir? Insgesamt maximal 40. Zu Recht stellt mancher Bürger die Frage: „Und von drei Dutzend Alkis am umtriebigsten Platz in Floridsdorf lässt sich ein Bezirk terrorisieren?” Links vom Bahnhofs-Ausgang Richtung Taxi-Standplatz gibt es zwei Gruppen, die sich vermischen. Floridsdorfer, die sich ab den frühen Morgenstunden bei Hydranten und Springbrunnen mit einigen 6er-Pack Bier oder Dopplern einen schönen Tag machen. Und einige Neuzugänge vom Praterstern. Die meisten sind nicht obdachlos. Denn schon im Winter blieben angebotene Schlafplätze meist unbenutzt. Rechts vom Ausgang sind es eher kleinere, teils ausländische, Gruppen. Drogenkonsum findet vor allem in der dunklen Unterführung Richtung Franklinpromenade statt.

Wer zahlt das alles? Letztlich die Bevölkerung. Verstärkte Polizeikontrollen (Polizisten, die natürlich andernorts fehlen), nahezu täglich Rettungseinsätze, verstärkte Reinigungs- und Sicherheitsdienste. Der Bezirk hat 92.000 Euro für mobile Sozialarbeit budgetiert. ÖBB und Wiener Linien je circa 90.000 Euro für Sicherheit. Also gesamt circa 270.000 Euro. Polizei, Rettung und MA48 sind nicht miteinbezogen.

Gibt es auch positive Infos? Ja. Am benachbarten Pius-Parsch-Platz ist es ruhig.  Anscheinend ist der Platz den Betroffenen zu abgelegen oder zu wenig spannend … -Hannes Neumayer