Nordrandsiedlung: „Bauträger zerstören Siedlungen“

1985
Nordrandsiedlung. Bild: Jordan.
Nordrandsiedlung. Bild: Jordan.
Stein

Eine sehr gut besuchte Siedlerversammlung gab es in der Nordrandsiedlung: Thema „Bauträger zerstören Siedlungen“! Die Gäste kamen aus Siedlungen aus ganz Wien angereist.Rund 250 Bewohner der Nordrandsiedlung und VertreterInnen von verschiedenen Siedlervereinen nahmen an der Versammlung im Haus der Begegnung in der Großfeldsiedlung teil.  Neben ExpertInnen der Siedlervereine und der Magistratsabteilung 21 waren auch VertreterInnen aus der Politik eingeladen, darunter Bezirksvorsteher Papai und Mandatare der  im Bezirksparlament vertretenen Parteien teil. Den Anrainern brennt das Thema „Bauträger zerstören Siedlungen“ wirklich “unter den Fingernägel“.

Nordandsiedlung: Dicht-Verbauung

Thema: „Nein zu weiterer Bodenspekulation und vernunftwidriger Dicht- und Hochverbauung in der Nordrandsiedlung“. Es ist ein wienweites, wenn nicht sogar österreichweites Phänomen: Bauträger kaufen Grundstücke in Einfamilienhaussiedlungen und holen unter Ausnutzung der bestehenden Bauordnung das für sie optimale heraus. Möglichst viele Häuser und Wohnraum auf möglichst viel Grundfläche (und Bauhöhe) der Grundstücke.

Speziell in der Nordrandsiedlung:

Dien Siedlung wurde Mitte der 1930er-Jahre angelegt. Die Grundstücke, die damals in Baurecht vergeben wurden, betrugen fast 1.200 m² und dienten in der Zeit der Weltwirtschaftskrise der Eigenversorgung der großteils arbeitslosen SiedlerInnen mit Lebensmitteln.bHier ein älteres Haus in der Siedlung:

Bild: Berger
Bild: Berger

Als Beispiele wurden die Trisannagasse 25 (vier durch Dachausbauten de facto dreigeschoßige Bauten) und die Illgasse 44 (acht eng stehende Einzelhäuser von „Glorit“) genannt, „die das teilweise noch erhaltene Ortsbild empfindlich stören. Die meisten Siedlungshäuser waren gekuppelt und standen schräg zur Straße“, so Bezirksrat Gerhard Jordan von den Floridsdorfer Grünen. Er hat einige der genannten Problemstellen vor Ort besichtigt und kann die Beschwerden aus der Bevölkerung gut nachvollziehen: „Eine Überarbeitung der Flächenwidmung ist für uns Grüne durchaus denkbar, wie das z.B. bei der Alten Donau 2013 erfolgt ist, wo auf einhelligen Wunsch von AnrainerInnen eine Begrenzung der oberirdischen Geschoßanzahl umgesetzt wurde.“

Hier ein neuer Bau:

Nordrandsiedlung: Neuer Bau. Bild: Jordan.
Nordrandsiedlung: Neuer Bau. Bild: Jordan.

Nordrandsiedlung: Unterstützung von WIFF

„Für viele Nachbarn und Anrainer eine  deutliche Verminderung der Lebensqualität, sondern auch einen Wertverlust der eigenen Grundstücke und Häuser“, kritisiert WIFF-Bezirksrat Hans Jörg Schimanek.“Er  fordert „eine kurzfristige Novellierung der Wiener Bauordnung“. „Wie sollen die betroffenen Siedler zum Beispiel verstehen, dass in der heutigen Zeit der Vollmotorisierung die Errichtung von Carports in Vorgärten u. a. auch aus Ortsbildgründen verboten (im benachbarten NÖ durchaus erlaubt, Anm.), aber ‚Einfamilienmonster‘ inmitten eines gewachsenen Siedlungsgebietes wie etwa der Nordrandsiedlung erlaubt sind?“

Der Grüne Bezirksrat Jordan erinnert daran, dass bereits bei der letzten Flächenwidmung für die Nordrandsiedlung im Jahre 1996 die Stadtplanung einen Entwurf vorgelegt hat, der auf das gewachsene Ortsbild Rücksicht nahm und einige der heute kritisierten überdimensionierten Bauten in dieser Form verhindert hätte. „Leider wurde damals aufgrund vehementer Einsprüche von AnrainerInnen dieses Konzept nicht weiter verfolgt, und stattdessen die heutige gültige Widmung beschlossen. Die Errichtung von acht Gebäuden auf einem stark versiegelten Bauplatz statt einer Siedlungsparzelle mit großem Garten, wie jetzt an der Illgasse,  wäre ursprünglich nicht möglich gewesen.“, schließt Jordan.

Eine mögliche Lösung: Eine Überarbeitung der Flächenwidmung ist für die Floridsdorfer Grünen durchaus denkbar, wie das z.B. bei der Alten Donau mit Plandokument Nr. 6816E im April 2013 erfolgt ist, wo auf einhelligen Wunsch von AnrainerInnen eine Begrenzung der oberirdischen Geschoßanzahl umgesetzt wurde. Das können sich Grüne und WIFF vorstellen. Schimnaek: „Mit einer kleinen Novelle der Bauordnung könnte man das Problem zumindest vorerst rasch in den Griff bekommen und hätte danach Zeit, auch mit einer Änderung der Flächenwidmung derartige Bausünden ein für allemal zu verhindern.“