Wer rettet das Jagdschloss Magdalenenhof vor dem Verfall?

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© DFZ - Die Floridsdorfer Zeitung
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Historische Gebäude in Floridsdorf kann man an den Fingern einer Hand abzählen: Amtshaus, Bezirksmuseum, Schicht Villa, die Kirche am Kinzerplatz und die Villa Magdalenenhof. Das auch Jagdschloss genannte 115 Jahre alte Haus am Bisamberg erlebt gerade die traurigste Phase seiner Geschichte. Jetzt will der Besitzer – die Stadt Wien – verkaufen.

2012 wurde der Pächter aus dem Schloss Magdalenenhof hinauskomplimentiert. Seit damals steht das unter Denkmalschutz stehende Gebäude leer. „Wir lüften, kontrollieren das Dach“, berichtet der Direktor des verantwortlichen Forstamtes (MA49), Dipl.-Ing. Andreas Januskovecz. Und er sagt: „Wir brauchen das Gebäude nicht! Wollen nichts mehr investieren.“ Dass vier Winter ohne Heizung dem Gebäude wohl nicht guttun, steht außer Frage. Warum es bis zur Verkaufs-Entscheiduung fünf Jahre dauerte, ist unverständlich.

Aktuell (2018): Verkauf des Jagschlosses Magdalenenhof weiter blockiert – hier lesen!

Jetzt soll es Schlag auf Schlag gehen: Ein Nebensatz in der Flächenwidmung, der eine Nutzung als Cafe vorschreibt, soll gelöscht werden. Bis April liegt der Vorschlag öffentlich auf. Am 29. Juni wird mit den Stimmen von SPÖ und Grünen der Verkauf beschlossen, im Sommer folgt ein öffentliches Bieterverfahren, im August der Abschluss und im Oktober die Absegnung des Verkaufs bzw. eines Baurechtsvetrages im Gemeinderat.

von HANNES NEUMAYER

So weit, so gut. Doch wer soll das idyllische Jagdschlösschen kaufen? Immerhin gibt es einige Auflagen: Die Sanierungskosten liegen bei etwa 3 Mio Euro. Als Kaufpreis werden im Rathaus eine Mio. € kolportiert. Möglich sind Kauf oder 99 Jahre Baurechtsvertrag. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Maximal ein Vordach darf errichtet werden, „kein weiterer Quadratmeter, kein Stockwerk“, so Januskovecz. Es wird nur ein kleiner Teil des 7.232m2 großen Gartens mitverkauft, der Rest öffentlich zugänglich.

Magdalenenhof. © DFZ - Die Floridsdorfer Zeitung
Magdalenenhof. © DFZ – Die Floridsdorfer Zeitung

Die Bisamberggarantie, die auch eine Zufahrt nur für Besucher von Anrainern verhindert, bleibt aufrecht, versprechen vom Bezirksvorsteher abwärts alle. Beim DFZ-Fototermin, sind von außen im Gebäude Feuchtigkeitsschäden sichtbar (siehe Bilder. Jegliche gewerbliche Nutzung ist ausgeschlossen, nur rein privates Wohnen ist erlaubt. Januskovecz: „Ein gemeinnütziger Verein käme noch in Frage. Selbst für Apartments ist es zu klein.“ Und: nach Wunsch des Forstamtes & der Politik sollte ein potentieller Käufer ein ökologisch-soziales Nutzungskonzept vorlegen.

Roman Diem, Immo-Experte von Remax Dreams, kennt das Gebäude gut: „Ein schönes Objekt mit Stil und Charakter. Aber eine Komplettsanierung. Da wurde wohl 30 Jahre nichts gemacht. Sämtliche technischen Leitungen, die unzähligen Fenster – alles muss saniert werden!“

Magdalenenhof. © DFZ - Die Floridsdorfer Zeitung
Magdalenenhof. © DFZ – Die Floridsdorfer Zeitung

Kein Wunder, dass auch Susanne Dietl von den Grünen als Käufer „einen Oligarchen“ befürchtet. Die FPÖ legt sich fest: „Wir trauen dem Ganzen nicht. Und stimmen dem Verkauf sicher nicht zu“, so Vize-Bezirksvorsteher Karl Mareda. Beim WIFF spricht Hans Jörg Schimanek von einem „seit Jahren vorprogrammierten Skandal“.

Wer hat also bei all den Auflagen Interesse an dem Gebäude mit circa 600 m2 Wohnfläche?

Ein Liebhaber mit zu vielen Millionen am Konto, für den der Kaufpreis sekundär ist? Ein Spekulant, der das Objekt jahrelang weiter verfallen lässt, bis es abbruchreif ist? Ein reicher Unternehmer, der das Objekt als Abschreibposten nutzt? Immo-Experte Diem: „Ein Kaufpreis von einer Million wird schwer zu erreichen sein. Ein  Käufer ist wohl im internationalen Segment zu suchen.“

Dennoch muss man auf einen Verkauf hoffen. Denn weitere fünf Jahre romantischen Dornröschenschlafs wird das Juwel am Bisamberg ganz sicher nicht überleben…