Wie geht es den Heurigen?

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"G'spritzter to go". Bild: Klager.
"G'spritzter to go". Bild: Klager.

Auch die Floridsdorfer Heurigen müssen weiter geschlossen halten: Nach dem Frühjahr fiel der Beginn des neuen Lockdowns ausgerechnet in die wichtige Martini-Gansl-Zeit. Die Situation der Heurigen und Winzer ist sehr unterschiedlich.

Ähnlich wie Restaurants bieten viele wie Peter Binder, Sammer oder Strotzek Speisen zur Abholung oder auch Lieferung an. Im November hatten viele Gansl-to-go im Angebot. Karl Lentner: „Wir haben im November nie offen, also auch keinen Umsatzverlust. Im Dezember hatten wir auch Gansln und Kunden haben dann auch gleich ein oder zwei Kartons Wein mitgenommen. Dafür sind wir dankbar. Aber es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Eine Beschäftigungstherapie.“ 

Lentner verkauft 80% des Weins im eigenen Heurigen. Je nach Vertriebsweg haben Winzer unterschiedlich Verlust: Wer viel in andere Gastronomiebetriebe liefert, hat hohen Verlust, wer viel an Handelsketten liefert, dem geht es eher gut. Lentner glaubt: „Es ist generell viel Wein da.“

Erfinderisch war bereits im Dezember Poldi Klager mit dem ‘G’spritzten to go’. Angeboten in verschließbaren 0,33-Liter-Flaschen, die aus Glas sind. Gemacht aus Grünem Veltliner und Soda, „im Verhältnis 50:50 – wie sich ein gescheiter G’spritzter gehört“, erklärt Klager. In Stammersdorf fand der Winzer-Chef bei anderen Betrieben sofort Unterstützung: Bei Hans Fuchs im Hauptprostamt kann man den G’spritzten gemeinsam mit diversen Leberkäse-Variationen, Burgern und Hot Dogs freitags, samstags und sonntags abholen. Und gesetzeskonform am Stammersdorfer Hauptplatz mit Sicherheitsabstand genießen. Klager: „So viele Leute haben unseren Weihnachtsbaum noch nie gesehen“.

Karl Lentner mit Siegerwein. Bild: Privat.
Karl Lentner mit Siegerwein. Bild: Privat.

Bei Konstantin Valuch im CapuVino gibt es den ‘G’spritzten to go’, sogar in der Tischlerei Gorth und bald auch beim
Lapatschka (Winzerhof Leopold; 2,60 Euro pro 0,33-Liter-Flascherl. Zwölf gibt’s zum Preis von zehn. www.klager.at) Obwohl 2020 sehr gut begonnen hatte, ist die Situation für die Branche jetzt „nicht lustig. November, Dezember, Jänner und wahrscheinlich Februar ist zu. Wir haben null Sicherheit.“ Für viele Winzer ist auch der Jungwein-Verkauf ausgefallen, alle drei Stammersdorfer Weinfeste wurden abgesagt. Klager: „Bedanken müssen wir uns bei den Kunden, die angerufen haben und gesagt haben: Ich hol’ mir zwei Kartons ab!“ Nicht nur die Heurigen auch etwa Biohof No.5 oder die Pizzeria Da Franceso sind weiter für Kunden da, lobt Klager den Zusammenhalt in Stammersdorf.

Der Stammersdorfer Winzer-Chef fürchtet, ob 2021 nicht den einen oder anderen Betrieb vernichtet! „Positiv ist, ich habe noch nie so viele Neo-Stammersdorfer am Bisamberg spazieren gesehen. Hoffentlich werden die in Zukunft auch Heurigenbesucher.“ Klager: „Die Winzer stehen jedenfalls in den Startlöchern. Die Gästeregistrierung hat im Herbst gut funktioniert. Nach den Zetteln hat aber nie wer gefragt – da ich sie vernichten muss, verheiz’ ich sie jetzt! Das Schmäh führen beim Heurigen fehlt.“

Für Rainer Christ ist es „seit letzten Herbst nicht lustig“. Für ihn sind neben dem eigenen Heurigen auch Gastronomie und Hoteliere wichtige Partner, die derzeit ausfallen. „Im Dezember konnten Privatkunden ein bisschen was kompensieren. Aber jetzt ist es richtig mau.“ Was Christ stört: „Bei den Wenigsten kommt die Unterstützung wie geplant und zeitnah an. Ich warte auf den Umsatzersatz für November und Dezember. Der Jänner ist der sechste Monat ohne jegliche Unterstützung.“ 

Rainer Christ. Bild: Weingut Christ/Verlag Winkler Hemaden.
Rainer Christ. Bild: Weingut Christ/Verlag Winkler Hemaden.

Lentners Wunsch teilen wohl viele Winzer und Heurigenbesucher: „Aufsperren möcht’ ma!“ -Hannes Neumayer