6,6 km neue Radwege und Verkehrsberuhigung im Bezirkszentrum

2717
Ulli Sima, Bezirksvorsteher von Floridsdorf Georg Papai und Angelika Pipal-Leixner, Mobilitätssprecherin NEOS Wien. Copyright: Stadt Wien/Christian Fürthner.
Ulli Sima, Bezirksvorsteher von Floridsdorf Georg Papai und Angelika Pipal-Leixner, Mobilitätssprecherin NEOS Wien. Copyright: Stadt Wien/Christian Fürthner.
Stein

Radweg-Offensive für Floridsdorf mit 6,6 km neuer Radinfrastruktur bis 2025: Highlights sind 1.250 m am Beginn der Leopoldauer Straße, eine Verbindung vom Satzingerweg zur Leopoldauer Straße. Und im Bezirkszentrum bekommen Prager Straße und Floridsdorfer Hauptstraße 755 Meter baulich getrennte Radwege und außerdem eine Aufwertung mit weniger Autoverkehr, dafür aber 70 neue Bäume. Von Grüne und FPÖ gibt es Kritik.

„Radverbindungen im 21. Bezirk haben Luft nach oben, deshalb gibt es nun 6,6 km neue Verbindungen im Hauptradwegenetz in den nächsten beiden Jahren“, so Mobilitätsstadträtin Ulli Sima. Es soll keine „aufgemalten Radstreifen“ mehr geben, sondern sichere baulich getrennte Zweirichtungsradwege.

Visualisierung Floridsdorfer Hauptstraße. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.
Visualisierung Floridsdorfer Hauptstraße. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.

Der Bau von 420 Metern Zweirichtungsradweg auf der Floridsdorfer Hauptstraße und 335 Metern auf der Prager Straße soll „das Erscheinungsbild im Bezirkszentrum entscheidend verändern“, so Bezirksvorsteher Georg Papai. Es wird die Verkehrsberuhigung, die eine Studie bereits 2012 für Spitz & Co gefordert hat.

Floridsdorf: Verkehrsberuhigung im Bezirkszentrum

Auf der Floridsdorfer Hauptstraße fällt eine Autospur weg, es werden 50 Bäume gepflanzt und es gibt einen Zweirichtungsradweg. „Dennoch verlieren wir keine Parkplätze“, so Papai. Am Spitz gibt es mehr Grün, neue Staudenbeete und Radabstellanlagen. Und auf der Prager Straße können Autos stadtauswärts nur noch bis zur Stryeckgasse fahren (die zur Einbahn wird), in die sie links abbiegen müssen. Es wird eine neue Pflasterung, 20 Bäume, Hochsträucher und Beete geben, der Gehsteig wird auf fünf Meter verbreitert, Lokale können Schanigärten machen. Papai: „Es soll eine Gastro- und Kultur-Meile entstehen!“ Schade ist, dass auf beiden Straßen Tempo-30 (oder weniger) schwierig umzusetzen ist, weil es Bundesstraßen sind.

Visualisierung Prager Straße. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.
Visualisierung Prager Straße. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.

Eine eklatante Verbesserung soll es am Beginn der Leopoldauer Straße geben. „Hier bekomme ich die meisten Rückmeldungen, dass die Sicherheitsabstände nicht eingehalten werden“, berichtet Papai. Es werden 2025 beidseitig Einrichtungsradwege gebaut, die über die Angerer Straße Anschluß an die Brünner Straße finden. Auf letzterer soll zwischen Spitz und Katsushikastraße bis 2026 ein Radweg entstehen. Obwohl die Brünner Straße hier aktuell aufgerissen wird, gibt es nicht gleichzeitig einen Radweg. Grund: Es wird um jeden Parkplatz gekämpft.

Visualisierung Leopoldauer Straße. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.
Visualisierung Leopoldauer Straße. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.

Eine weitere Radverbindung soll es von der Alten Donau Richtung Gerasdorf quer durch den 21. Bezirk geben (siehe Grafik).
Kritik kommt von den Grünen. „Wenn schon ein Zweirichtungsradweg, dann mit vier Metern Breite wie auf dem ‚Radhighway‘ Wagramer Straße!“, merkt Bezirksrat Erwin Tóth Isaszegi an: „Der geplante Umbau rund ums Amtshaus ist weder klimatauglich noch wird dadurch die Aufenthaltsqualität für die Menschen verbessert.“

Plan Radweg-Offensive Floridsdorf. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.
Plan Radweg-Offensive Floridsdorf. Mobilitätsagentur/ZOOM.VP.

Eine klare Absage erteilt FPÖ-Bezirksparteiobmann Wolfgang Irschik den Radplänen: „Es ist zu befürchten, dass die neuen Radwege einmal mehr auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gehen. Die nächste Parkplatzvernichtung in Floridsdorf ist somit
beschlossene Sache.“ -H. Neumayer

Bislang war Floridsdorf wienweit in  Sachen Radwegenetz abseits von Donauinsel und Marchfeldkanal klares Schlußlicht. Mit den 6,6 Kilometern findet der 21. Bezirk zumindest Anschluss an das hintere Wiener Rad-Mittelfeld. Wermutstropfen ist, dass die Hauptrouten wie
Prager und Brünner Straße ein Fleckerlteppich bleiben und als durchgängige Routen nicht taugen. Von Rad-Highways – wie sich Politiker bei der Präsentation freuten – sind wir im 21. Bezirk auch nach 2026 noch weit entfernt.
Hannes Neumayer (Rad-Chefredakteur).

Mehr Infos zum Radprogramm in Floridsdorf:

Ein weiteres Projekt, das dieses Jahr startet, ist die Verbindung von Strebersdorf zur Neuen Donau. Konkret entsteht auf der Scheydgasse, von Autokaderstraße bis Marksteingasse bzw. von Lohnergasse bis Autokaderstraße, eine neue Radinfrastruktur. Somit erhält dieser Teil des Bezirks eine bessere Verbindung zum Erholungsgebiet an der Neuen Donau. Auch die Autokaderstraße wird 2025 als Verbindung zum Marchfeldkanal einen neuen baulich getrennten Radweg bekommen.

Über 1 km lange neue Radinfrastruktur auf der Leopoldauer Straße 

Im Rahmen der Verbesserung der Radweginfrastruktur in Floridsdorf baut die Stadt Wien auch einen beidseitigen Ein-Richtungs-Radweg auf einer Länge von 1.250 Metern entlang der Leopoldauer Straße. Dieses Projekt erfolgt in zwei Phasen 2025 & 2026 und soll durch die bauliche Trennung mehr Sicherheit von Angerer Straße bis Angyalföldstraße für Radfahrende gewährleisten. Nach der Fertigstellung gibt es dann durchgängig verlaufende Radwege von der Floridsdorfer Hauptstraße über die Brünner Straße und Angerer Straße bis zur Leopoldauer Straße. Das Projekt Angerer Straße soll schon dieses Jahr gebaut werden, 2025 wird dann die Verknüpfung an die Radwege in der Leopoldauer Straße ermöglicht. Auf der Brünner soll zwischen Spitz und Katsushikastraße bis 2026 ein Radweg entstehen. Obwohl die Brünner Straße hier aktuell aufgerissen wird, gibt es nicht gleichzeitig einen Radweg. Grund: Es wird um jeden Parkplatz gekämpft.

Statt – wie ursprünglich einmal geplant – einer Autobahn, wird künftig ein echter „Klimahighway“ (so das Wording) den gesamten Bezirk vom Donaufeld bis nach Niederösterreich durchziehen. Gemeinsam mit dem Bezirk errichtet die Stadt auf der Trasse der ehemaligen Bundesstraße HB 232 ab 2025 eine durchgängige Radverbindung. Dabei erfährt auch die Richard-Neutra-Gasse einen Qualitätsgewinn: Der Mehrzweckstreifen wird durch einen baulichen Zwei-Richtungs-Radweg ersetzt.

„Heuer legen wir mit Floridsdorf den Fokus auf einen weiteren Flächenbezirk, bei dem echter Nachholbedarf in Sachen zeitgemäße Radinfrastruktur besteht. Gemeinsam mit dem Bezirk nehmen wir uns als Stadt hier viel vor und gehen die ‚großen Brocken‘ an! Uns geht es darum, zentrale Lücken im bestehenden Netz zu schließen und dem Radverkehr mehr Platz zu geben“, so Mobilitätsstadträtin Ulli Sima.

„Man kann ohne Übertreibung sagen, dass die Radweg-Offensive in Floridsdorf nicht nur ein großer Schritt zur Unterstützung der sanften Mobilität ist, sie wird auch das Erscheinungsbild des Bezirkszentrums entscheidend verändern. Ein Highlight für die Radfahrerinnen und Radfahrer ist außerdem sicherlich der Umbau der Leopoldauer Straße. Hier bekomme ich zurzeit die meisten Rückmeldungen, dass die Sicherheitsabstände zwischen motorisierten und nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer*innen nicht eingehalten werden und dringender Handlungsbedarf besteht. Hier Abhilfe zu schaffen, hat für mich oberste Priorität!“, betont der Bezirksvorsteher von Floridsdorf Georg Papai.

Bessere Verbindung nach Niederösterreich

Einen wichtigen Lückenschluss setzt die Stadt 2025 in der Thayagasse und Pinkagasse um: Durch neue Radinfrastruktur wird direkt an den neuen Radweg aus Gerasdorf kommend angeschlossen und somit eine wichtige, grenzüberschreitende Verbindung nach Niederösterreich sowie zur U- und S-Bahn-Station Leopoldau geschaffen. Die Stadt plant zudem einen baulich getrennten Zwei-Richtungs-Radweg in der Julius-Ficker-Straße, um auch hier eine weitere Lücke im Radverkehrsnetz zu schließen. Damit wird eine komfortable und sichere Verbindung zwischen Floridsdorf und Donaustadt geschaffen.

Ausblick: Lückenschluss auf der Brünner Straße

Auf der Brünner Straße, von Am Spitz bis zur Katsushikastraße, ist ab 2026 ebenfalls neue Radinfrastruktur geplant. Dieser Lückenschluss schafft künftig nicht nur eine sichere Verbindung zum Krankenhaus Nord, sondern ermöglicht außerdem eine Anbindung an den Schlingermarkt sowie an den Radweg auf der Katsushikastraße. In der Lundenburger Gasse wird ein neuer Zwei-Richtungs-Radweg außerdem einen direkten Netzschluss stadteinwärts zur Brünner Straße ermöglichen. Neue Grünflächen mit Bäumen werden für mehr Aufenthaltsqualität und Kühlung sorgen. Des Weiteren soll in den nächsten Jahren der Abschnitt von Angyalfölderstraße bis Heinrich-von-Buol-Gasse auf der Leopoldauer Straße neue Radinfrastruktur erhalten. Auch auf der Gerasdorfer Straße wird zwischen den Kreisverkehren Draugasse und Grenzweg ein verbesserter Radweg entstehen.

„Gerade auch in den Außenbezirken – nach der Donaustadt und Favoriten nun Floridsdorf – schaffen wir mit dem Radwegeausbau die notwendige Infrastruktur, damit immer mehr Wiener*innen merken, dass das Fahrrad für viele ihrer Wege in Alltag und Freizeit das ideale Verkehrsmittel ist“, so Angelika Pipal-Leixner, Mobilitätssprecherin NEOS Wien.

Kritik der Grünen: große Chance auf Verkehrsberuhigung rund ums Amtshaus vergeben

„Beginnen wir mit dem Positiven: Die Einrichtung eines baulich getrennten Radwegs auf der Prager Straße ist ein dringend notwendiger Mosaikstein für die Schließung der Lücken im hochrangigen Rad-wegenetz. Erfreulich sind auch die geplanten Baumpflanzungen. Damit hat sich das Positive an den Plänen aber auch schon erschöpft, während eine Reihe von Mängeln zu nennen sind: Ein 2-Richtungs-Radweg ist mit 2,60m Breite viel zu schmal; eine Anbindung an die Gerichtsgasse fehlt, die Bei-behaltung des gemischten Geh- und Radweges von Prager Straße Nr. 20 bis zur Nordbrücke ist ana-chronistisch und die dringend notwendige Fortsetzung des Radweges über die Koloniestraße hinaus fehlt gänzlich“, so die Grünen Floridsdorf in einer Aussendung. 

Bezirksrat Erwin Toth. Bild: Privat.
Bezirksrat Erwin Toth. Bild: Privat.

„Wenn schon ein 2-Richtungs-Radweg, dann mit 4 Meter Breite wie auf dem ‚Radhighway‘ Wagramer Straße!“, merkt Bezirksrat Erwin Tóth Isaszegi an. Der Neubau eines 2-Richtungs-Radweges auf der Floridsdorfer Hauptstraße sei überhaupt völlig verfehlt: Hier wird eine funktionierende Radinfrastruktur ohne Grund umgestaltet. Stattdessen wären Investitionen dort wichtig, wo es bisher noch keine Radwege gibt, wie z.B. auf der Brünner Straße. 

Erwin Tóth Isaszegi: ‚Durch die Umgestaltung des Radwegs in der Floridsdorfer Hauptstraße wird das Angebot für den Radverkehr drastisch verschlechtert. So wird die Zufahrt zur Westseite der Straße (Radbügel, Einkaufs-Infrastruktur, Florido-Tower) deutlich erschwert. Leider wird auch eine große Chance auf Verkehrsberuhigung rund ums Amtshaus vergeben, wo der Durchzugsverkehr bleibt, anstatt eine Flaniermeile zu schaffen, um das Geschäftssterben einzudämmen. „

„Wieder einmal zeigt sich, dass die Zeichen der Zeit nicht erkannt werden. Dieser geplante Umbau rund ums Amtshaus ist weder klimatauglich noch wird dadurch die Aufenthaltsqualität für die Menschen verbessert. Das Flanieren, Radfahren und Einkaufen wird nicht zum Genuss. Nur ein men-schenfreundlich gestalteter öffentlicher Raum wäre ein Garant für einen lokalen wirtschaftlichen Aufschwung.“, bringt es Bezirksrat Alexander Polansky auf den Punkt. 

FPÖ – Irschik: Radweg-Offensive in Floridsdorf wird nicht zur Verbesserung der Lebensqualität führen

Eine klare Absage erteilt der freiheitliche Bezirksparteiobmann in Floridsdorf LAbg. Wolfgang Irschik den Radweg-Ausbauplänen von SPÖ Verkehrsstadträtin Sima und Bezirksvorsteher Papai: „Die Pläne, die heute präsentiert wurden, erzählen wie üblich nur die halbe Wahrheit. Denn – wie uns die Erfahrung lehrt – ist zu befürchten, dass die neuen Radwege einmal mehr auf Kosten des motorisierten Individualverkehrs gehen. Das bedeutet: Die nächste Parkplatzvernichtung in Floridsdorf ist somit beschlossene Sache. Einen Mehrwert für die Bürger und die Wirtschaftstreibenden im Bezirk schließe ich aus. Tatsächlich ist es nun so, dass die Floridsdorfer durch die Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftungen für ihr Parkpickerl zahlen müssen, Stellplätze aber nicht zur Verfügung stehen.“ 

Wolfgang Irschik. Bild: FPÖ.
Wolfgang Irschik. Bild: FPÖ.

Irschik erinnert an die Umgestaltung und den damit einhergegangenen Radwegbau in der Schleifgasse. „Bei einer Anrainerbefragung hat sich die Mehrheit für das Projekt überhaupt nicht interessiert, der Rest ist von Beginn an davon ausgegangen, dass sich nichts für sie verbessern werde. Schlussendlich ist es genau dazu gekommen.“

Zudem würden nun auch noch die Wirtschaftstreibenden am Floridsdorfer Markt unter der künstlich geschaffenen Parkplatznot leiden. Sie berichten von massiven Umsatzrückgängen, da viele Marktbesucher nicht mehr kommen, da sie keine Parkplätze finden. „Das Paradoxe daran: Während man ob der roten Verkehrschaos-Politik ganze Grätzeln unattraktiv macht, startet man gleichzeitig Projekte zur möglichen Attraktivierung selbiger. Dieses Vorgehen ist an Absurdität nicht mehr zu überbieten“, schließt Irschik, der einen Appell an den letzten Funken Vernunft im Verkehrsressort richtet, damit von dem Radwegausbau doch noch abgesehen wird.

„Die jetzt vorgestellten Projekte sind sicherlich ein Schritt vorwärts für Floridsdorf. Es ist sechs Jahre her, dass ein nennenswertes Projekt in Floridsdorf vorgestellt wurde. Wir hatten uns allerdings im Flächenbezirk deutlich mehr erwartet“, sagte Roland Romano von der Interessensvertretung „Radlobby Wien“