Floridsdorf: Bücher, Pläne und Quellen der Bezirksgeschichte

4695
Franziszeischer Kataster von 1821: Die Grenzen Floridsdorfs verliefen ‒ nach heutigen Gegebenheiten ‒ von der Oberen Alten Donau zum Wasserpark, dann bis Aupark, weiter zum Schwarzen Weg, dann zur Jedleseer Straße, bis zum Verkehrsschulgarten, weiter Schwaigergasse bis Spitz, Brünner Straße bis Angerer Straße, in dieser bis zur Patrizigasse, von dort zur Scheffelstraße, Kahlgasse, vorbei am Floridsdorfer Krankenhaus, im rechten Winkel zur Franklinstrasse, quer zur Büchnergasse, Freytaggasse, Wedekindgasse, Bodenstedtgasse, und schräg bis zum Anfangspunkt Obere Alte Donau. Das neue Gemeinde- gebiet umfasste 36 Joch und 1360 Quadratklafter (1 Joch = 57,5 Ar, 1 Quadratklafter = 3,6 Quadratmeter).
Franziszeischer Kataster von 1821: Die Grenzen Floridsdorfs verliefen ‒ nach heutigen Gegebenheiten ‒ von der Oberen Alten Donau zum Wasserpark, dann bis Aupark, weiter zum Schwarzen Weg, dann zur Jedleseer Straße, bis zum Verkehrsschulgarten, weiter Schwaigergasse bis Spitz, Brünner Straße bis Angerer Straße, in dieser bis zur Patrizigasse, von dort zur Scheffelstraße, Kahlgasse, vorbei am Floridsdorfer Krankenhaus, im rechten Winkel zur Franklinstrasse, quer zur Büchnergasse, Freytaggasse, Wedekindgasse, Bodenstedtgasse, und schräg bis zum Anfangspunkt Obere Alte Donau. Das neue Gemeinde- gebiet umfasste 36 Joch und 1360 Quadratklafter (1 Joch = 57,5 Ar, 1 Quadratklafter = 3,6 Quadratmeter).
Stein

Floridsdorf wächst seit 240 Jahren rasant. Immer mehr Menschen interessieren sich für unsere Bezirksgeschichte. Bücher, Landkarten und andere Quellen zusammengefasst.

Für Bezirkshistoriker, egal ob studiert oder Laie, gibt es eine Bibel: Der Smital. Schuldirektor Hans Smital (1860 – 1935) arbeitete mehrere Jahre an der 1903 von der noch wenige Monate eigenständigen Gemeinde Floridsdorf herausgegeben ‚Geschichte der Großgemeinde Floridsdorf, umfassend die Orte Floridsdorf, Jedlesee, Donaufeld und das Jedlersdorfer Fabriksgebiet‘. Mehrere hundert Seiten dick ist das Werk des Schuldirektors: mit Abbildungen, Ausziehpanoramen und einem großen Plan Floridsdorfs. Das Buch ist immer wieder antiquarisch erhältlich (100 – 300 Euro), als günstiger Nachdruck auf Amazon oder digital (Link).

Ausschnitt eines Panoramas aus Geschichte der Großgemeinde Floridsdorf von Hans Smital zeigt die Schloßhofer Straße vom damaligen Bismarckplatz - heute Hoßplatz. Digitalisat: Floridsdorfer Zeitung.
Ausschnitt eines Panoramas aus Geschichte der Großgemeinde Floridsdorf von Hans Smital zeigt die Schloßhofer Straße vom damaligen Bismarckplatz – heute Hoßplatz. Digitalisat: Floridsdorfer Zeitung.

Nicht nur immer einen Besuch wert ist das Floridsdorfer Bezirksmuseum. Direktor Ferdinand Lesmeister oder auch Mitarbeiter wie Gabriele Dorffner können bei vielen Fragestellungen helfen. Kontakt zum Bezirksmuseum – hier klicken. Einen ersten Überblick kann man sich auch auf wikipedia verschaffen.

Ferdinand Lesmeister, Direktor des Bezirks- museums, mit einer Fotografie des damaligen Bahnübergangs direkt beim heutigen Museum. Foto: DFZ.
Ferdinand Lesmeister, Direktor des Bezirksmuseums, mit einer Fotografie des damaligen Bahnübergangs direkt beim heutigen Museum. Foto: DFZ.

Chronologisch geht es mit zwei weniger bekannten Büchern in der Zwischenkriegszeit weiter: 1924 ‚Der politische Bezirk Floridsdorf-Umgebung. Ein Heimatbuch‘ von Edgar Weyrich. 1926 erschien ‚Der XXI. Wiener Gemeindebezirk. Eine Heimatbuch für Schule und Haus‘ der Lehrerarbeitsgemeinschaft. Ersteres beschreibt ein Gebiet bis ins heutige Weinviertel. Zweiteres auch Teile des heutigen 22. Bezirks. Beide Bücher sind eher selten. Von 1992 ist das ‚Strebersdorfer Heimatbuch‘ von Fidelis Josef Breier.

Von links: ‚Heimat Floridsdorf‘; Dorffner und Marschik ,Wien-Floridsdorf: Bürger...'; 125 Jahre SPÖ – Bezirksorganisation von Gerhard Spitzer; ‚Floridsdorf vom A-Z‘ von Hinkel. Bild: DFZ.
Von links: ‚Heimat Floridsdorf‘; Dorffner und Marschik ,Wien-Floridsdorf: Bürger…‘; 125 Jahre SPÖ – Bezirksorganisation von Gerhard Spitzer; ‚Floridsdorf vom A-Z‘ von Hinkel. Bild: DFZ.

Zwei wichtigen Bezirkshistoriker und Autoren nach dem zweiten Weltkrieg sind Franz Polly und Raimund Hinkel. Von Polly stammen die ‚orangen Bücher‘ Floridsdorfer Spaziergänge, Jedleseer Veduten und Heimatkunde Stammersdorf – tolle Fundgruben und teils noch im Bezirksmuseum erhältlich. Raimund Hinkel steuerte ‚Donaufeld – mit Straßenlexikon‘ bei. Von Hinkel (und Bruno Sykora) stammt das relativ verbreitete ‚Heimat Floridsdorf‘ (1977).

Bezirksbücher von Polly und Hinkel. Bild: DFZ.
Bezirksbücher von Polly und Hinkel. Bild: DFZ.

Ebenfalls von Hinkel ist ‚Floridsdorf: Sammelpunkt der Wege, Heimatkundliche Betrachtungen, herausgegeben zum Jubiläum „200 Jahre Floridsdorf“ 1786-1986 – Die Reichsstraßen, ihre Dörfer und der Verkehr‘. In ‚Floridsdorf vom A-Z‘ beschreibt Hinkel mit dem verstorbenen Bezirksvorsteher Kurt Landsmann den 21. Bezirk in 1.000 Stichwörtern. Das Buch ist im Verlag Christian Brandstätter erschienen, der noch vier gute für Floridsdorf relevante Bücher publiziert hat: ‚Wien XXI. Floridsdorf. Das Heimat-Buch‘ von Hinkel; ‚Floridsdorf in alten Photographien‘ von Hinkel & Landsmann; ‚Floridsdorf 1945‘ von Landsmann und ‚Wien an der Donau‘ von Hinkel.

Bücher im Brandstätter-Verlag erschienen. Bild: DFZ.
Bücher im Brandstätter-Verlag erschienen. Bild: DFZ.

Zwei weniger bekannte querformatige Bücher: In ‚Floridsdorf in alten Ansichten‘ hat Franz Polly in vielen eigenen Fotos den Bezirk in den 60er Jahren abgebildet. ‚Die historischen Pläne und Karten des Johann Orth‘ wurden zuletzt von Peter Schubert um 2000 veröffentlicht.

Polly & Orth. Bild: DFZ.
Polly & Orth. Bild: DFZ.

Ein exzellenter Geheimtipp sind die Blätter bzw. Hefte des Floridsdorfer Heimatmuseums. Und zwar deshalb, weil einzelne Ausgaben bis in die 60er und 70er zurück noch in unserem Bezirksmuseum erhältlich sind. Bis heute werden Broschüren oder Bücher zu Austellungen publiziert. Es gibt außerdem eine Unzahl kleinerer Hefte, etc. von unterschiedlichen Personen und Institutionen. Zuletzt wurde in dieser Reihe ‚200 Jahre Leopoldauer Straße‘ 2023 publiziert.

Blätter bzw. Hefte des Bezirksmuseums. Bild: DFZ.
Blätter bzw. Hefte des Bezirksmuseums. Bild: DFZ.

Der 2018 verstorbene Bezirkshistoriker Franz Uhlir hat seit 2010 Bücher zu sämtlichen Floridsdorfer Katastralgemeinden herausgebracht, die wie viele andere Publikation im Bezirksmuseum erhältlich sind.

Bücher von Franz Uhlir. Bild: DFZ.
Bücher von Franz Uhlir. Bild: DFZ.

Alleine in den letzten 30 Jahren sind eine Vielzahl von ‚Postkarten-Büchern‘ erschienen: Franz Uhlirs ‚Archivbilder Wien-Floridsdorf‘; ‚Floridsdorf 1880 -1930‘, ‚Stammersdorf, Strebersdorf 1890-1960, beide im Album-Verlag; ‚Floridsdorf 1900-1970: Donaufeld Jedlersdorf Jedlesee Stammersdorf Strebersdorf Leopoldau‘ von Christian Lunzer und Helfried Seemann; ‚Wien in alten Ansichtskarten – Floridsdorf und Donaustadt‘ der Europäischen Bibliothek; Wiener Bezirkskulturführer – Floridsdorf‘ (1979) von Felix Czeike; ‚Floridsdorf: Wiens 21. Bezirk in alten Fotografien‘ (2006) von Carola Leitner und Kurt Hamtil; etc. Zuletzt ‚Das alte Floridsdorf‘ von Kurier-Journalist Uwe Mauch in der Edition Winkler-Hermaden.

Diverse Postkarten-Bücher zu Floridsdorf. Bild: DFZ.
Diverse Postkarten-Bücher zu Floridsdorf. Bild: DFZ.

Der Verlag Winkler-Hermaden hat sich in den letzten Jahren als besonders eifrig in Bezug auf Publikation zu Floridsorf, Donaustadt, Transdanubien und dem Weinviertel erwiesen. Das reicht von zwei Werken über Schweickhardts Perspektivkarte bis zum ‚317er von Groß-Enzersdorf bis Floridsdorf‘. Einige Beispiele: ‚Es wird a Wein sein. Streifzüge durch die Wiener Weindörfer‘ von Beppo Beyerl; ‚Die Donauwiese‘ von Matthias Marschik; ‚Es geschah in Transdanubien‘ von Thomas Hofmann; ‚Der Bisamberg‘ von Marschik und Dorffner; von den gleichen Autoren ‚Donaustädter Attraktionen‘. Dorffner und Marschik veröffentlichten außerdem 2023 ,Wien-Floridsdorf: Bürgerliches Alltagsleben im 21. Bezirk 1880 bis 1960′ im Sutton Verlag.

Auswahl der Bücher im Verlag Winker-Hermaden. Bild: DFZ.
Auswahl der Bücher im Verlag Winker-Hermaden. Bild: DFZ.

Außerdem gibt es Publikationen zu Spezial-Themen, etc.: ‚Floridsdorf: Geschichten und Anekdoten‘ von Günther Zäuner; Eine Festschrift zu 125 Jahre Stammersdorfer Gesangsverein von 2015; ganz neu ‚110 Jahre SR Donaufeld‘ von Markus Oswald und „Das große Floridsdorfer Derby: Admira gegen FAC 1906 bis 1966′ von Reinhard Pillwein; eine Festschrift ‚100 Jahre Stammersdorfer Männergesangsverein 1890-1990‘; ‚Schauplätze der Geschichte. Floridsdorf 1905 – 1955‘ von Peter Schubert; ‚Transdanubien. Spuren der Jahrhunderte von Schubert; ‚Vorwärts XXI‘ von Ferdinand Lesmeister, ‚Leopoldau und seine Bewohner‘ von Erhard Frey, die ‚Franz Jonas‘-Biografie von Lieselotte Hansen-Schmidt, ,Floridsdorf – Geschichten und Anekdoten‘ von Günther Zäune oder Gerhard Spitzers Festschrift ‚125 Jahre SPÖ – Bezirksorganisation Floridsdorf 1898 – 2023‘; uvm.

Auswahl an Sonderpublikationen. Bild: DFZ.
Auswahl an Sonderpublikationen. Bild: DFZ.

Bereits 1902 wurde der ‚Wohnungs- und Gewerbe-Adressen-Anzeiger für Floridsdorf nebst Gr.-Jedlersdorf, Leopoldau, Kagran und Strebersdorf mit einem Straßenverzeichis von Floridsdorf und Gr.-Jedlersdorf (Mohrstedt, Otto (Hrsg.); Weiß, Friedrich (Hrsg.))‘ im Verlag der Floridsdorfer Zeitung herausgebracht und kann in der Wien-Bibliothek online angesehen werden. Von 1977 ist ‚Ersters Floridsdorfer Straßenverzeichnis‘ (von Hinkel, Sykora und Richard Vodel) das als ‚Erstes‘ ein Straßenlexikon ist, aber eigentlich nur das 2. Straßenverzeichnis.

Wohnungs- und Gewerbe-Adressen-Anzeiger für Floridsdorf nebst Gr.-Jedlersdorf, Leopoldau, Kagran und Strebersdorf, mit einem Straßenverzeichis von Floridsdorf und Gr.-Jedlersdorf, Mohrstedt, Otto (Hrsg.) ; Weiß, Friedrich (Hrsg.). Quelle: Wien Bibliothek.
Wohnungs- und Gewerbe-Adressen-Anzeiger für Floridsdorf nebst Gr.-Jedlersdorf, Leopoldau, Kagran und Strebersdorf, mit einem Straßenverzeichis von Floridsdorf und Gr.-Jedlersdorf, Mohrstedt, Otto (Hrsg.) ; Weiß, Friedrich (Hrsg.). Quelle: Wien Bibliothek.

Viele alte Landkarten sind mittlerweile digitalisiert. Logisch, dass Floridsdorf in Wien-Stadtplänen erst ab dem 20. Jahrhundert abgebildet ist. Bedeutsam sind deshalb Landesaufnahmen und Kataster. Die findet man etwa auf Arcanum – hier die Josephinische Landesaufnahme Ende des 18. Jahrhunderts. Es gibt auch eine Überblendfunktion. Weitere Internetquellen für Landkarten und Pläne: David Rumsey; die  Sammlung Woldan der ÖAW.

Österreich unter der Enns (1773–1781) - Josephinische Landesaufnahme. Quelle: https://www.arcanum.com/en/
Österreich unter der Enns (1773–1781) – Josephinische Landesaufnahme. Quelle: https://www.arcanum.com/en/
Franziszeischer Kataster. Quelle: Arcanum.
Franziszeischer Kataster. Quelle: Arcanum.

Im Stadtplan der Stadt Wien kann man unter Kulturgut verschiedene historische Pläne anzeigen lassen. Nicht georeferenzierte Pläne findet man hier. Ebenfalls sehr nützlich sind die verfügbaren Luftbilder von 1938, 1956, 1976, etc. im Geodatenviewer der Stadt Wien.

Floridsdorf im Geodatenviewer. Bild: Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien.
Floridsdorf im Geodatenviewer. Bild: Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien.

Die Nationalbibliothek besitzt mehrere spannende Sammlungen: Anno für Zeitschriften inklusive Ausgaben der Floridsdorfer Zeitung von 1895 bis 1925. Akon für Ansichtskarten. Einen Überblick mit Links zu Bilder von Nationalbibliothek, Wien Museum und Albertina gibt europeana.

Floridsdorfer Hauptstraße, Amtshaus im Hintergrund. Bild: Wien Museum, Inventarnummer HMW 58891/1572.
Floridsdorfer Hauptstraße, Amtshaus im Hintergrund. Bild: Wien Museum, Inventarnummer HMW 58891/1572.

Auch das Wiener Stadt- und Landesarchiv bietet eine Vielzahl von Quellen. Manches ist online verfügbar, Akten, etc. meist nur vor Ort. Viele großartige private Bilder und Geschichten gibt es in der Facebook-Gruppe 1210 Wien, der Bezirk Floridsdorf in historischen Ansichten. Die Community ist auch immer wieder bei Fragen hilfreich. Gruppen-Gründer Werner Neuwirth besitzt wohl eines der großartigsten Foto-Privatarchive – hier unser Beitrag über ihn.

An dieser Stelle ein abschließender Hinweis: Beim Veröffentlichen von Bildern (und auch Texten) ist immer das Urheberrecht zu beachten. Das gilt in Österreich bis 70 Jahre nach Tod des Urhebers. ‚Gefunden in Google‘ ist keine Quellenangabe und auch das Abfotografieren einer Buchseite und auf Facebook posten ist nur unter Einhaltung des Urheberrechts erlaubt. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Und nur weil Dinge oft toleriert werden (ein gutes Beispiel: ‚Abdruck‘ alter Postkarten), ist es nicht erlaubt und kann jederzeit (erfolgreich) geklagt werden. -HANNES NEUMAYER