Jagdschloss Magdalenenhof: Findet sich 2021 ein Retter?

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Jagdschloss Magdalenenhof. Bild: DFZ - Die Floridsdorfer Zeitung.
Jagdschloss Magdalenenhof. Bild: DFZ - Die Floridsdorfer Zeitung.
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Nach fast zehn Jahren Leerstand soll das hübsche Jagdschloss Magdalenenhof am Bisamberg nun endlich von der Stadt Wien verkauft werden. Allerdings nur, wenn sich ein ‚Interessent‘ mit viel Geld und Faible für komplizierte Projekte findet. Neben der Kaufsumme braucht es wohl eine weitere siebenstellige Euro-Summe für die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Es sollte außerdem für „soziale bzw. kulturelle Einrichtung“ genutzt werden und die Bisamberggarantie des Bezirkes muss auch noch eingehalten werden.

Historische Gebäude in Floridsdorf kann man an den Fingern einer Hand abzählen: Amtshaus, Bezirksmuseum, Schicht Villa, die Kirche am Kinzerplatz und die Villa Magdalenenhof. Das auch Jagdschloss genannte 110 Jahre alte Haus am Bisamberg erlebt gerade die traurigste Phase seiner Geschichte. Der Besitzer – die Stadt Wien – will es seit mehreren Jahren verkaufen: Der Beschluss im Gemeinderat dazu fiel bereits 2016. Doch stets haben die Grünen koalitionsintern den Verkauf blockiert, hieß es seitens der SPÖ. Jetzt wird der Verkauf in Kürze gestartet, wie der Forst- und Landwirtschaftsbetrieb (MA49) der Stadt Wien gegenüber der DFZ bestätigt.

„Derzeit wird in Abstimmung mit der MA 69 ein Verkauf des Jagdschlosses vorbereitet. Zuvor muss aber noch eine Teilung des Grundstückes durchgeführt werden, um die Verkaufsfläche so gering wie möglich zu halten. Diese wird gerade intern vorbereitet und in Kürze in die Wege geleitet. Jegliche zukünftige Nutzung muss aber im Einklang mit der aufrechten Senderstraßengarantie des Bezirks stehen“, erklärt das ‚Forstamt‘ auf Anfrage. Nachsatz: „Sollte ein Verkauf überhaupt zustande kommen – eine soziale bzw. kulturelle Einrichtung würde jedenfalls bevorzugt werden.“

Jagdschloss steht seit 2011/12 leer

Rückblick: 2011 wurde der Pächter aus dem Schloss Magdalenenhof hinauskomplimentiert. Seit damals steht das unter Denkmalschutz stehende Gebäude leer. „Wir lüften, kontrollieren das Dach“, berichtet der Direktor des verantwortlichen Forstamtes (MA49), Dipl.-Ing. Andreas Januskovecz bereits 2016. Und er sagt: „Wir brauchen das Gebäude nicht! Wollen nichts mehr investieren.“ Dass zehn Winter ohne Heizung dem Gebäude wohl nicht guttun, steht außer Frage.

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2016 schien es Schlag auf Schlag gehen: Ein Nebensatz in der Flächenwidmung, der eine Nutzung als Cafe vorschreibt, wurde gelöscht. Im Gemeinderat wurde der Verkauf beschlossen. Danach sollte ein öffentliches Bieterverfahren folgen und noch im gleichen Jahr der Abschluss und die Absegnung des Verkaufs bzw. eines Baurechtsvetrages im Gemeinderat. Dachte man. Denn es ist weitere fünf Jahre nichts passiert. Weil, so wurde es hinter den Kulissen kolportiert, die Grünen doch lieber hätten, dass die Stadt Wien ein Projekt umsetzt. Deswegen wurde der Verkauf gestoppt. Heinz Berger Klubobmann der Floridsdorfer Grünen im Jahr 2018: „Wir treten ganz klar für eine Vergabe im Baurecht ein und gegen einen Verkauf. Der Grund muss im Eigentum Wiens bleiben!”

von HANNES NEUMAYER

Doch wer soll das idyllische Jagdschlösschen kaufen? Immerhin gibt es einige Auflagen: Die Sanierungskosten liegen angeblich bei etwa drei Millionen Euro. Das Gebäude ist denkmalgeschützt. Als Kaufpreis wird eine Million € kolportiert. Maximal ein Vordach darf errichtet werden, „kein weiterer Quadratmeter, kein Stockwerk“, so Januskovecz. Es wird nur ein kleiner Teil des 7.232m2 großen Gartens mitverkauft, der Rest öffentlich zugänglich.

Die Bisamberggarantie, die auch eine Zufahrt für Besucher von Anrainern verhindert, bleibt aufrecht, versprechen vom Bezirksvorsteher abwärts alle. Heißt: Nur wer dort wohnt bzw. arbeitet darf zufahren, Gäste nicht (laut aktuellem Verkehrsschild außer Mo.-Fr.; 18 – 8 Uhr). Beim DFZ-Fototermin 2016 sind von außen im Gebäude Feuchtigkeitsschäden sichtbar (siehe Bilder. Jegliche gewerbliche Nutzung ist ausgeschlossen, nur rein privates Wohnen ist erlaubt. Januskovecz: “Ein gemeinnütziger Verein käme noch in Frage. Selbst für Apartments ist es zu klein.“ Und: Nach Wunsch des Forstamtes & der Politik sollte ein potentieller Käufer ein ökologisch-soziales Nutzungskonzept vorlegen bzw. wie es 2021 heißt: „Eine soziale bzw. kulturelle Einrichtung würde jedenfalls bevorzugt werden!“

Die Bisamberg-Garantie besagt, dass der Teil des Bisambergs, welcher dem Bundesland Wien zuzurechnen ist, weiter als Erholungsgebiet den Menschen zur Verfügung stehen soll, naturnahe bleiben muss und es zu keiner zusätzlichen Verbauung kommen darf. Das Jagdschloss Magdalenenhof, im Besitz der MA 49, soll einer zukünftigen Nutzung zugeführt werden.

Roman Diem, Immo-Experte von Remax Dreams, kennt das Gebäude und meinte 2016: „Ein schönes Objekt mit Stil und Charakter. Aber eine Komplettsanierung. Da wurde wohl 30 Jahre nichts gemacht. Sämtliche technischen Leitungen, die unzähligen Fenster – alles muss saniert werden!“

Welcher Idealist kauft das historische Gebäude, saniert es um einige Millionen, führt es einer ökologisch sinnvollen Nutzung zu und baut nicht daneben Nobel-Appartments für Russen oder Chinesen? Kein Wunder, dass auch Susanne Dietl von den Grünen schon 2016 als Käufer „einen Oligarchien“ befürchtete. Beim WIFF spricht Hans Jörg Schimanek von einem „seit Jahren vorprogrammierten Skandal“.

Interessenten gibt es genug. Auch beim Forstamt hat sich in den letzten Jahren eine lange Liste an Anfragen gesammelt und auch bei der Floridsdorfer Zeitung gibt es nahezu jede Woche eine Nachfrage. Bemerkenswert ist, das es im ganzen ähnlichen Fall am Cobenzl schließlich ruck-zuck ging. In Floridsdorf darbt die Villa Magdalenenhof nun schon zehn Jahre!

Wer hat also bei all den Auflagen an dem Gebäude mit circa 600 m2 Wohnfläche Interesse uund kann auch die Auflagen erfüllen? Ein Liebhaber mit zu vielen Millionen am Konto, für den der Kaufpreis sekundär ist? Ein Spekulant, der das Objekt jahrelang weiter verfallen lässt, bis es abbruchreif ist? Ein reicher Unternehmer, der das Objekt als Abschreibposten nutzt? Immo-Experte Diem: „Ein Kaufpreis von einer Million wird schwer zu erreichen. Ein Käufer ist wohl im internationalen Segment zu suchen.“ Dennoch muss man auf einen Verkauf hoffen. Denn weitere fünf Jahre romantischen Dornröschenschlaf wird das Juwel am Bisamberg ganz sicher nicht überleben. Dann wäre ein langsamer Verfall, der in einem Abriss aus Sicherheitsgründen endet wohl kaum zu verhindern.

Geschichte: Bierbrauer Rudolf Dengler (1873 – 1937) ließ die Villa 1911/12 Architekten Paul Hoppe für seine Mutter errichten. Die starb bereits 1914. 1928 erwarb die Gemeinde Wien das Gebäude. In beiden Kriegen diente die Villa als Soldatenunterkunft. Die Villa war Wohnung, Jausen- und Backhendelstation, Balkangrill und „Pension“ für schöne zweisame Stunden…
Mehr zur Geschichte: 100 Jahre „Villa Magdalenenhof” auf dem Bisamberg von Prof. Dipl. Ing. Erich Gusel