Neu-Leopoldau: „Es ist ein Experiment!“

2428
Bild: riviera-moretti.com. Projekt Schwarzatal.
Bild: riviera-moretti.com. Projekt Schwarzatal.
Stein

Wesentlich weniger Aufregung als um die Siemensäcker oder die Ziesel in Stammersdorf gibt es um das Großprojekt im ehemaligen Gaswerk Leopoldau. Keine Bürgerinitiative, keine Proteste begleiten den Bau von 1.400 neuen geförderten Wohnungen. Neu-Leopoldau heißt der neue Floridsdorfer Stadtteil (im 19. Jahrhundert wurde das heutige Donaufeld so genannt). Hier sind die Eckpunkte des Projekts:

Die alten Gebäude sollen zum überwiegenden Teil bestehen bleiben. Die Villen und Wohngebäude im Eingangsbereich an der „Marischka Promenade“ sollen auch Wohngebäude bleiben, einige weitere Gebäude einen kleinen Gewerbepark bilden. Ebenfalls genutzt werden sollen das Wohlfahrtsgebäude mit dem ehemaligen Speisesaal sowie das Gasmesserhaus. Zwar gibt es für die Wohnungen in den Villen bereits Interessenten, doch für keines der genannten Gebäude gibt es Bauträger oder Betreiber.

[info]100 Bilder Reportage:  Das Gaswekt Leopoldau vor dem Umbau! HIER KLICKEN![/info]

Die „Marischka Promenade“ soll die zentrale Achse bleiben. Weitgehend autofrei. Dafür sollen drei Garagen jeweils an den Zufahrten sorgen. Eine Buslinie wird den Bewohnern als Zubringer zur U1 dienen.
Im Unterschied zu den Siemensäckern ist hier nicht nur ein Kindergarten sondern auch eine Schule geplant. Sie wird an der Thayagasse liegen.

Der Boden ist kontaminiert und das Gelände muss(te) aufwendig saniert werden. Auf dem rund 42 Hektar großen Altstandort „Gaswerk Leopoldau“ wurde von 1911 bis 1969 Stadtgas aus Kohle hergestellt. Im Zuge der Produktion, der Auflassung der Anlagen und durch Kriegseinwirkungen kam es auf dem Altstandort zur Verunreinigung des Untergrundes. Offiziell heißt es: „Die Fläche wurde von den Wiener Netzen aufwendig saniert und gilt als gesichert.“

Farbkonzept in Neu-Leopoldau

Die von mehreren Bauträgern errichteten Bauten sollen ein gemeinsames Farbkonzept haben, mit der Akzentfarbe Raseda-Grün. Auf insgesamt acht Bauplätzen werden die rund 1.000 geförderten Wohnungen errichtet. Etwa 330 Wohnungen werden als besonders kostengünstige SMART-Wohnungen ausgeführt. Ein Bauplatz ist für eine Baugruppe reserviert. Zusätzlich werden etwa 400 Wohnungen frei finanziert. Neben den Wohnungen werden acht Wohngemeinschaften und vier Heimeinheiten (für Jugendliche und Kinder, Lehrlinge, Studierende) sowie Startwohnungen in die Wohnprojekte integriert.

Den zukünftigen MieterInnen des gesamten Quartiers stehen Gemeinschaftsräume in der Größe von rund 1.000 m2 zur Verfügung. Unter anderem wird es einen Kids-Corner, das Quartierszentrum „Trafohaus“, als Drehscheibe und Klubraum, sowie eine Sommerküche mit Terrasse geben. Ein öffentlicher Park soll ca. 8100 m² groß sein – grundsätzlich soll das 42 Hektar Gelände ohne Zäune offen gestaltet werden.

[info]Alle Projekte Neu-Leopoldaus im Portrait! HIER KLICKEN![/info]

Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig sagt: „Die geförderten Wohnungen sind speziell auf die Bedürfnisse der Jungen – Singles, AlleinerzieherInnen, Familien mit Kindern und Jugendlichen – zugeschnitten.“ Das ist leider meist auch mit günstiger und billiger Bauweise verbunden, denn: „Kommunaler Wohnbau spart. Das schlagende Argument ist das Geld“, bestätigen Planer. So bleibt der vielfach geäußerte Wunsch eines Bades am Gelände leider unerfüllt.
Ungewöhnlich ist der Mix von Wohnen und Gewerbe am Gelände und die Durchmischung mit den Betriebsgeländen des Gaswerks und der der Wiener Linien, sowie die nahe Bahntrasse. Einer der beteiligten Architekten: „Wir werden sehen, wie weit die Toleranz reicht – es ist ein Experiment!“

Der Zeitplan: Wien Kanal hat den ehemaligen Werkskanal saniert und übernommen. Im Sommer 2016 starten die Vorarbeiten zur neuen Stromversorgung mit der Verlegung des 1,1km langen Mittelspannungsringes zur Versorgung der künftigen Bauplätze. Im Herbst 2016 werden 1,5 km neue Wasserleitungen verlegt. Im Frühjahr/Sommer 2017 werden neue Fernwärmeleitungen zur thermischen Grundversorgung des Stadtentwicklungsgebietes verlegt. Die Fernwärmeversorgung wird vor der Heizperiode 2017/18 fertiggestellt.
-Hannes Neumayer