Wenig Chancen für Seilbahn-Projekt über Donauinsel auf Kahlenberg

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Symbolbild: Gondel schwebt auf den Kahlenberg. Foto: WKW – Sparte Tourismus, Fotograf: F. Wieser.
Symbolbild: Gondel schwebt auf den Kahlenberg. Foto: WKW – Sparte Tourismus, Fotograf: F. Wieser.
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Gleich zwei Betreiber haben aktuell einen Konzessionsantrag für ein Seilbahnprojekt auf den Kahlenberg gestellt. Doch die Erfolgsaussichten für die Projekte, die lange Strecken über Floridsdorfer Gebiet führen, sind eher dürftig.

Vor einem Jahr waren es sogar noch vier Projekte für eine Seilbahn auf den Kahlenberg. Im Verkehrsministerium liegen derzeit zwei Konzessionsanträge für den Betrieb einer Seilbahn durch den Biosphärenpark. Antragsteller sind die Firmen Doppelmayr AG in Form ihrer Tochter Skyglide GmbH und die Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH. Geplant sind mehr als sechs Kilometer lange Seilbahnen.

„Ohne vorab eine UVP durchführen lassen zu wollen”, wie Hans Binder von der Bürgerinitiative ‘Schützt den Wienerwald – Stopp der Seilbahn auf den Kahlenberg’ meint. In Floridsdorf sind die Projekte wenig bekannt, obwohl sie Floridsdorf gleichermaßen wie Döbling (Stationen in Heiligenstadt und Nußdorf) betreffen. Je nach Projektplanung sind im 21. Bezirk eine oder zwei Stationen geplant: Bei der U6-Station ‚Neue Donau‘ und in Jedlesee bzw. der Schwarzlackenau. Die Trasse würde auf der Neuen Donau parallel zur Donau verlaufen und dann auf den Kahlenberg führen.

Vom Floridsdorfer Bezirksvorsteher Georg Papai wurden die Projekte bereits vor einem Jahr kurz präsentiert und skeptisch gesehen: Verkehrs- & Parkplatzsituation sind völlig ungelöst. Und Anrainer hätten wohl wenig Freude, wenn Touristen von den Gondeln in ihre Gärten sehen. Binder hat offiziell die Petition ‚STOPP der Seilbahn auf den Kahlenberg‘ eingebracht.​ ​Über​ ​500 Leute haben unterschrieben. ​ ​

Binder: „Abgesehen von den katastrophalen Folgen für Landschaft und Tierwelt bleiben derartige Projekte auch wirtschaftlich häufig ohne Erfolg.​ ​In London floppt das ‘Thames Cable Car‘ derart, dass die Stadt jedes Jahr 5 Millionen Pfund zuschießen muss. Und auch die Seilbahn in Barcelona kämpft mit finanziellen Problemen.”

Nun​ ​liegen erste Behördenstellungnahmen vor. Und die fallen für die Betreiber des 45 Millionen-Projektes großteils negativ aus. Die MA64 fürchtet um die ​ ​besonders sensiblen Sichtachsen durch die Wiener Pforte: „Stützen, fahrende Kabinen​ ​sowie Stationsgebäude müssen in prominenter Lage und in bisher von Baulichkeiten​ ​unberührten Freiräumen positioniert werden.​ ​Die von der Konzessionswerberin propagierte Erschließungswirkung für die nördliche​ ​Donauinsel wird als unerwünscht gesehen.​ ​D​ie Fahrziele der vorgeschlagenen Seilbahn bringen ​f​ür die Wohn- und Arbeitsbevölkerung kaum einen Mehrwert.” ​

Der zukünftige Wiener Bürgermeister Michael Ludwig verweist auf die Stellungnahme der MA64, ist also ebenso kein Seilbahn-Fan. Die Entscheidung fällt letztlich aber ​im Verkehrsministerium, aus dem Büro von Minister Norbert Hofer heißt es auf Anfrage: „Der Minister sieht das Projekt der Seilbahn auf den Kahlenberg skeptisch, zumal es auch aus der Stadt Wien erhebliche Zweifel am Projekt gibt. Grundlage für die Entscheidung des Ministeriums ist das Ergebnis der Prüfung der Umweltbehörde. Mit einer endgültigen Entscheidung ist aus heutiger Sicht noch vor dem Sommer 2018 zu rechnen.” Binder: „Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, wird die Seilbahn nicht gebaut.“

„Guter Dinge”, ist dennoch Hannes-Mario Dejaco von der Genial Tourismus: „Natürlich nehmen wir die Sorgen der Anrainer ernst. An der Donau ist etwa eine niedrige Trassenführung geplant, um eine Einsicht in Gärten zu verhindern.” -H. Neumayer