Streifzüge

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein

Meine lieben Fluaridsduafa! Ein Jubiläum hat für uns Transdanubianer heuer eine besondere Bedeutung, auch wenn es kein glanzvoll rundes ist. Die Eisenbahnfreunde unter Euch wissen, wovon die Rede ist. Vor 180 Jahren begann nämlich das Zeitalter der Eisenbahn in unserer Heimat, als am 13. November 1837 die erste Versuchsfahrt auf der Strecke von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram stattfand.

Genau genommen brach das Zeitalter der DAMPF-Eisenbahn an, nachdem ja die PFERDE-Eisenbahn Linz-Budweis bereits fünf Jahre zuvor eröffnet worden war. Wie in Linz ging es auch hier um die transportverkehrsmäßige Erschließung von Rohstoffgebieten in der Monarchie. Hatte zuvor Kaiser Franz I. einen Bauantrag für die Bahnlinie von Wien zu den nordmährischen Eisen- und Kohlevorkommen noch negativ beschieden („Nicht einmal der Wagen nach Kagran ist immer voll!“), so konnte dessen Sohn Ferdinand I. am 4. März 1836 für dieses Projekt gewonnen werden.

Der Finanzier Salomon von Rothschild schlug sodann als Namen für diese von Franz Xaver Riepl projektierte Bahnlinie „Kaiser Ferdinands-Nordbahn“ vor. Am 13 km langen Teilstück von Floridsdorf nach Deutsch-Wagram waren rund 10.000 Arbeiter beschäftigt, die Aufsicht hatten erfahrene Fachleute aus England, während im März 1837 die ersten sechs Lokomotiven aus George Stephensons Fabrik aus Newcastle eintrafen.

Am 19. November gab es die erste Probefahrt, und am 23. November 1837 wurden bereits erste Gäste mit befördert, weshalb dieser Tag offiziell als erster Tag der Dampfeisenbahn in Österreich gilt. Der erste fahrplanmäßige Zug nach Norden verließ mit 218 zahlenden Passagieren den inzwischen fertig gestellten Nordbahnhof in Wien am 6. Jänner 1838 um 9 Uhr 30. Warten wir’s ab, ob sich auch die Politik oder die ÖBB dieser historischen Tage erinnern. Euer Gerald Pichowetz