Jedlesee: Warten auf sichere Hauptradroute

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Birgit Schwabl- Drobir und Erol Holawatsch. Bild: Privat.
Birgit Schwabl- Drobir und Erol Holawatsch. Bild: Privat.
Stein

Jedleseer Straße: Warum es für den von der Prager Straße kommenden Radweg keinen Vorrang gibt.

Auch in Floridsdorf herrscht unter vielen Parteien Einigkeit: Die Radwege sollen besser werden. Wenn es um konkrete Maßnahmen geht, wird es schon schwieriger. Ein Dauerbrenner: Die neuralgische Stelle, an der die Sinawastingasse auf die Jedleseer Straße trifft. ÖVP-Bezirksrätin Birgit Schwabl-Drobir fordert in einem Antrag eine sichere Radüberquerung.

Der Ort ist auch wegen der mächtigen Esche kurz vor der Unterführung unter der Nordbrücke bekannt. Unbestritten ist: Der Radweg ist die Hauptverbindung über den Steinitzsteig (gelbe Brücke) auf die andere Seite der Donau. Ebenso unbestritten: Übersichtlich und sicher ist etwas anderes. Im Antrag heißt es: „Die Route ist Teil des Hauptradverkehrsnetzes der Stadt Wien und die Hauptverkehrsachse von der Innenstadt in den nördlichen 21. Bezirk.“ Bereits 2008 hatte die ÖVP angefragt, 2014 versuchte es das WIFF. Beide wurden abgelehnt.

„Floridsdorf als Außenbezirk scheint hier nicht im Fokus zu stehen. Die diversen Radoffensiven sind im Bezirk noch nicht angekommen.“, ärgert sich Schwabl-Drobir. Zuversichtlich ist sie, „weil sich die SPÖ vor der Wahl auf die Fahnen geheftet hat, dass die Radwege in Floridsdorf optimiert werden sollen.“ ÖVP-Gemeinderat Erol Holawatsch fordert noch vor Saisonbeginn die Errichtung eines sicheren Übergangs für Radfahrer: „Für einen funktionierenden Rad- und Fußverkehr ist Sicherheit die oberste Voraussetzung. Ausgerechnet an einer der ausgewiesenen Routen im Hauptradverkehrsnetz der Stadt Wien klafft eine gefährliche Lücke. Jeden Tag müssen Radfahrer, auch Familien mit Kindern, im Bereich der Sinawastingasse die stark befahrene Jedleseer Straße ohne jegliche Schutzmaßnahmen überqueren.“

So unsicher die Situation jetzt vor allem für Radfahrer ist: Ausgerechnet Sicherheit ist das Argument, warum noch nichts passiert ist und auch weiter keine Radüberfahrt errichtet wird. Denn die Behörden haben Angst, die Unterführung nicht optimal beleuchten zu können, damit Autofahrer Radler rechtzeitig sehen. Blindsekunde nennt man die Zeitspanne, in welcher dem Kraftfahrer die Sicht durch außerhalb des Wagens befindliche Lichtquellen völlig genommen ist (Sonnenlicht, Scheinwerfer des Gegenverkehrs usw.). Wer morgens auf der Jedleseer Straße unterwegs ist weiß, wie lästig die Sonne sein kann.

Gäbe es eine Radquerung hätten Radler auch Vorrang, es bestünde aber die Gefahr, dass Autofahrer Radler nicht sehen. Eine Radfahrüberfahrt könnte also mehr Unfälle verursachen.

Laut Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) kommt es zu einer neuerlichen Begutachtung: „Ja, da würde es eine Radüberfahrt brauchen. Aber die Dienststellen sagen klar, eine Radüberfahrt, die den Normen entspricht geht nur, wenn der Baum gefällt wird.“ Es wird also keine Maßnahmen geben. Bleibt, dass im Zweifelsfall der schwächere Verkehrsteilnehmer (Radler) aufpassen muss und auch Nachrang hat. Und dass eine Nebenstraße Vorrang gegenüber einem Hauptradweg hat.

Dennoch will Papai „das Radwegenetz ausbauen. Und zwar mit baulich getrennten Radwegen und nicht mit aufgemalten Strichen, wie auf der Leopoldauer Straße!“ Erste Priorität: die Brünner Straße. Auch die Prager Straße steht auf der Wunschliste. Papai: „Leider war die Devise unter der Grünen Stadträtin Hebein, ‘Was der Bezirk will, ist wurscht’. Das wird unter Ulli  Sima zum Glück anders.“ -Hannes Neumayer

Dass diese neuralgische Stelle auf der Prioritätenliste der  Stadt Wien nicht weit oben steht, ist bezeichnend für die – kaum existierende - Radpolitik für Transdanubien. Bestes Beispiel: Die Mobiliätsagentur. Deren Chef präsentierte im Herbst eine TU-Studie: „Radwege in Wien haben hohes Potenzial“. Raten Sie, wieviele der 36 genannten Radwege in Floridsdorf sind. Oder sagen wir lieber, auf unserer Seite der Donau. In Worten: Einer. Die bezirksübergreifende Donaufelder Straße. Selbst die Floridsdorfer Radlobby nennt das „enttäuschend“. Wer glaubt, dass das für die Bezirke 21 & 22 die wichtigste Radmaßnahme ist, hat nicht viel Ahnung! Um auch hier exakt zu sein: Null Ahnung. Hoffentlich sorgt die seit wenigen Wochen zuständige Stadträtin Ulli Sima dafür, dass Mobilitätsagentur & Co sich in Zukunft um ganz Wien kümmern. 
DFZ-Chefredakteur Hannes Neumayer