Kaufen Sie jetzt lokal in Floridsdorf

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Dropsboutique. Alle Fotos von Robert Sturm - cordbase.com
Dropsboutique. Alle Fotos von Robert Sturm - cordbase.com
Stein

Traditionsgeschäfte im Bezirkszentrum und lokale Unternehmen vor den Vorhang / Neue Pläne für Begegnungszone.

Die Corona-Krise trifft auch viele kleine Betriebe. Deshalb gilt gerade jetzt: Kaufen Sie lokal – unterstützen Sie unsere Betriebe! Einige der verbliebenen Floridsdorfer Traditionsunternehmen im Bezirkszentrum präsentieren wir Ihnen hier stellvertretend für viele weitere im 21. Bezirk.
Vor wenigen Monaten wurde noch über unzählige Leerstände am Beginn der Brünner Straße gejammert (zu Recht!). Jetzt gibt es statt den Leerständen die xten Friseur-, Kebap- & Handy-Läden. Dazwischen kämpfen einige wackere Floridsdorfer  Traditionsbetriebe um das Überleben, oder sind auf der Suche nach Nachfolgern.
Den legendären Holzmann mit seinem Retro-Charme kennt man bezirksweit, weniger bekannt ist, dass die Mantler’sche Apoteke bereits 1852 als ‘Zum Heiligen Leopold’ gegründet wurde – als erste nördliche der Donau auf heutigem Stadtgebiet. Doch die Gegend um das Amtshaus hat noch einige Traditionsgeschäfte zu bieten, die Floridsdorfer an vergangene Zeiten erinnern. Einige wollen wir unseren Lesern präsentieren:
  • Direkt im Amtshaus betreibt Anna Harlander das Zuckerlgeschäft. Offiziell ist der Name ‘Dropsboutique’, so oder so offenbart sich im Inneren eine Welt, die viele an ihre Kindheit erinnert, als Naschereien noch nicht im nächstbesten Supermarkt gekauft wurden. Egal ob ausgewählte Schokoladen, Pralinen, Ananas im Schokomantel oder Ingwer- und Eukalyptus-Bonbons – sie werden fündig werden.

    Dropsboutique. Alle Fotos von Robert Sturm - cordbase.com
    Dropsboutique. Alle Fotos von Robert Sturm – cordbase.com
  • Schräg vis a vis im Lehndorfer Hof ist das Uhren- und Schmuckgeschäft Gunsam einer der ältesten Läden im Bezirk. „1902 gründete der Uhrmacher-Meister Jakob Gunsam das erste Uhren- und Schmuckgeschäft in der Großgemeinde Floridsdorf”, berichtet Bernhard Domandl stolz, der das Geschäft in vierter Generation betreibt. Er setzt die alte Tradition des Schmuckhandwerks fort.

    Uhren- & Schmuckgeschäft Gunsam. Mittlerweile in vierter Generation seit über 100 Jahren in  Floridsdorf. Bild: Robert Sturm - cordbase.com
    Uhren- & Schmuckgeschäft Gunsam. Mittlerweile in vierter Generation seit über 100 Jahren in
    Floridsdorf. Bild: Robert Sturm – cordbase.com
Gleich neben der Apotheke ist der 1931 gegründete ‘Elektro Pölz’ in der Brünner Straße 5 so was wie der MediaMarkt der Siebziger. Nur halt mit besserem und persönlicherem Service. Hier steht der Chef Walter Weissborn meist noch selbst hinter der ‘Budel’.
Elektro Pölz am Beginn der Brünner Straße. Bild: Robert Sturm - cordbase.com
Elektro Pölz am Beginn der Brünner Straße. Bild: Robert Sturm – cordbase.com
Nur mehr wenige Monate hinter der ‘Budel’ wird Werner Winkler Wolle, Modeartikel und Nähzubehör im gleichnamigen Geschäft anbieten. Noch 2020 wird nach über 75 Jahren Familienbetrieb Ladenschluß sein.

Winkler Wolle. Bild: Robert Sturm - cordbase.com
Winkler Wolle. Bild: Robert Sturm – cordbase.com
Den Ladenschluß gibt es auch im Fotogeschäft Jeschofnig (Brünner Straße vor der Hermann-Bahr-Straße). Gabriele Klapka sucht eine(n) Nachfolger(in).
 Fotogeschäft. Bild: Robert Sturm - cordbase.com
Fotogeschäft. Bild: Robert Sturm – cordbase.com
Gleich daneben gibt es noch ein kleines Perückengeschäft, wenige Meter weiter betreibt Peter Vycital seit Jahrzehnten seine Lotto-Manufaktur (Reportage – hier klicken) und schließlich hat auch Floridsdorfs beliebtestes Eisgeschäft – heute als Perugini, davor als Pisani – Tradition. Noch gibt es die vermeintlich gute alte Zeit auf der Brünner Straße.
Zurück in der Gegenwart haben wir aufgehört zu zählen, der wievielte Friseur-, Kebap- oder Handy-Laden gerade geöffnet hat. Oder wieder ein Mega-1-Euro-Shop neben dem verwaisten Einkaufspitz (der soll Ende des Jahres abgerissen werden). Auch ein Brautmodengeschäft braucht man nicht jeden Tag. Immerhin sind die Leerstände gesunken.

Brünner Straße Begegnungszone?

Vor zwei Jahren noch sorgte ein geplanter Radweg inklusive Parkplatzverlust für Aufregung. Nun will Standortanwalt Alexander Biach (Bild unten) die Brünner Straße mit einer Grätzel-Million aufwerten. Eine Untersuchung brachte zu Tage, was Floridsdorfer wenig überrascht: Während die Einwohnerzahl rasant auf über 168.000 gestiegen ist, hat sich die Passantenfrequenz auf zuletzt nur noch 7.500 pro Tag verringert. Zum Vergleich: 1973 waren es 10.000.
Alexander Biach. Bild: Weinwurm.
Alexander Biach. Bild: Weinwurm.

Im Unterschied zu früheren Förderprogrammen soll es keine finanzielle Unterstützung für Branchen oder Geschäfte geben, sondern das Grätzel aufgewertet werden.  Biach: „Das hielt die Unternehmen am Leben, war aber kein Einkaufserlebnis!”

Nun sollen stadtplanerische Aktivitäten gesetzt werden, um die Spirale nach unten zu stoppen. „Begrünung, Sitzmöglichkeiten, Brunnen, Aufenthaltsräume, die Ansiedelung von Ärzten oder Architekten  – Ziel ist: einen lebendigen Stadtkern zu schaffen”, so Biach.
Ähnliche Maßnahmen, wie etwa der Umbau der Herrengasse oder zuletzt der Rotenturmstraße, sollten angepasst auf die Brünner Straße und Umgebung inklusive Schlingermarkt umgelegt werden. Das hieße auch, dass sich private (Hausbesitzer, Geschäftsleute) an einer Umgestaltung finanziell beteiligen und so eine Grätzel-Million zumindest verdoppeln.  Bei der Umgestaltung der Rotenturmstraße beteiligten sich Private mit 30% der Kosten. Biach sieht die Brünner

Straße als Gesamtkonzept in drei Abschnitten: Einkaufen – Gesundheit – Heurige.

Für den Beginn beim ‘Spitz’ müsste man auch eine Begegnungszone überlegen: „Untersuchungen aus  anderen Grätzeln zeigen, das Passantenaufkommen erhöht sich, der Umsatz steigt.  Für eine  Geschäftsstraße rechnet sich das nach dreieinhalb Jahren.”
Derzeit ist die Brünner Straße „eine Durchzugsstraße. Aber  Begegnungszone bedeutet kein Match Rad gegen Auto. Im Sommer draußen zu sitzen ist ein Wohlfühlerlebnis. Wird der Bereich um den Bahnhof schöner gestaltet, steigt die Aufenthaltsqualität. Der Spitz und der Jonas-Platz können ein toller Stadtkern werden. Floridsdorf muss sich auf die Beine stellen, damit die Brünner Straße eine Straße der Vielfalt wird!”  -Hannes Neumayer