Fast ein Jahr wurde gearbeitet, nun wurden die Siegerprojekte des ,Klimateams‘ gekürt. In Floridsdorf sind das gleich 21 Projekte, Highlights sind die Stadtwildnis Friessneggpark und Energie-Grätzl. Die Projekte wurden von Bürgern eingereicht und auch von einer Bürgerjury ausgewählt.
Das zweite und letzte Pilotjahr des Wiener Klimateams geht zu Ende: Drei repräsentativ geloste Bürger-Jurys haben in den vergangenen Wochen nach intensiver Beratung entschieden, welche Klima-Projekte in den Bezirken Mariahilf, Währing und Floridsdorf in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Sie haben aus rund 100 Projektentwürfen 34 ausgewählt, davon sieben in Mariahilf, sechs in Währing und 21 in Floridsdorf.
In Floridsdorf hat sich die Jury auf 21 Projekte geeinigt. Sie reichen von Maßnahmen zur Förderung von Radverkehr über Begrünung, Beschattung und Neugestaltung des öffentlichen Raums bis zur Gründung einer Erneuerbare-Energiegemeinschaft und Bewusstseinsförderung. Bezirksvorsteher Georg Papai freut sich auf die Umsetzung: „Die 21 Projekte für den 21. zeigen, dass wir in Floridsdorf zusammen an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, unseren Bezirk noch lebenswerter und klimafreundlicher zu machen. Danke an alle, die das möglich gemacht haben.“
Projektbeispiele aus dem Wiener Klimateam 2023
Stadtwildnis Friessneggpark: In der Umgebung des Friessneggparks sind in den letzten Jahren viele neue Wohnbauten entstanden. Derzeit ist der Park hauptsächlich als Wiesenfläche mit wenig Baumbestand gestaltet. Um die Nutzbarkeit des Parks zu verbessern und einen attraktiven Freiraum für die Bewohnern zu schaffen, soll der Friessneggpark umgestaltet werden. Zusätzliche Bäume, Sträucher, Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere und Spielelemente wie beispielsweise Baumstämme sollen den Park zu einem Naturerlebnisspielplatz machen, der grüne Erholung und Naturerlebnis bietet. Des Weiteren soll der Park mit einem Trinkbrunnen ausgestattet werden.
Energie-Grätzl: Erneuerbare Energie, die lokal vor Ort produziert wird, trägt maßgeblich zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei und leistet somit einen wichtigen Beitrag gegen die Klimaerwärmung. Die Bildung von Erneuerbare-Energiegemeinschaften bietet den Beteiligten die Möglichkeit, saubere und kostengünstige Energie sicherzustellen. Es soll eine Erneuerbare-Energiegemeinschaft gegründet werden, die ihren Ausgangspunkt in einem öffentlichen Gebäude in Floridsdorf haben soll. Interessierte Bürger*innen sowie Investor*innen sollen eingeladen werden, sich aktiv an diesem Projekt zu beteiligen.
Alle Gewinner-Projekte in Floridsdorf im Überblick
Klimafitter Schlingermarkt: Der Schlingermarkt besitzt eine herausragende soziale Bedeutung und einen hohen emotionalen Wert für die Gemeinschaft. Dieser wertvolle Ort soll durch Schatten, ein kühleres Mikroklima und höhere Aufenthaltsqualität weiter aufgewertet werden. Dazu sollen folgende Maßnahmen unter Einbindung der GB*, Standler*innen und Anrainer*innen umgesetzt werden:
- Die Freifläche vor dem Marktgelände weist keine Einbauten auf und bietet so eine perfekte Gelegenheit, Bäume zu pflanzen. Zwischen einer Kombination aus Bäumen und Sonnenschutz können die Marktstände platziert werden und bieten Standler*innen und Besucher*innen eine kühle und angenehme Atmosphäre.
- Die Fläche um den Brunnen soll teilentsiegelt werden
- Bis 2030 soll bekanntlich die mittlere Standreihe entfernt werden, wo in weiterer Folge der Bauernmarkt stattfinden wird. Hier sollen ebenso grüne Elemente für Schatten sorgen.
- Auf den Dächern der fixen Marktstände sollen PV-Anlagen installiert werden, für die Stromversorgung vor Ort.
- Fahrradabstellplätze sollen errichtet werden.
Flodo-Kids for Future: Zur punktuellen Unterstützung von Lehrkräften in der Vermittlung von Nachhaltigkeitsthemen soll ein interdisziplinäres Curriculum (interaktives Programm im Rahmen von Thementagen) in Zusammenarbeit von Bezirk, Stadt sowie Landes- und Bundesschulen bzw. relevanten Vereinen entwickelt werden. Ziel ist, dass jede Schulklasse der Schulstufen 6-10 die Thementage ein Mal durchläuft.
Bienenfreundlicher Wohlfühlort Kramreitergasse: Die Kramreitergasse und die Parkanlage Kramreiterweg sollen als Durchgang für Fußgänger*innen und Aufenthaltsbereich für Nutzer*innen der VHS und Passant*innen grüner, attraktiver und sicherer gestaltet werden. Die Grünfläche des Parks soll durch Entsiegelung der Senkrechtparkplätze erweitert werden (im Bereich Zaunscherbgasse vor dem Park). Hier sollen 3 Bäume gepflanzt werden (zuvor Machbarkeitsprüfung durch die MA 28 Straßenverwaltung und Straßenbau notwendig). Der Park soll zusätzlich durch einen Trinkbrunnen aufgewertet werden. Eine Verbesserung der Beleuchtung erhöht die Sicherheit und Aufenthaltsqualität. Der Bereich des Gehweges entlang der VHS soll gemeinsam mit der VHS gestaltet werden, um einen kühlen Aufenthaltsbereich zu schaffen und Maßnahmen für Bienen zu setzen. Entlang der Kramreitergasse (auf der VHS-Seite) sollen einige Parkplätze entsiegelt werden, um 5 Grüninseln mit Staudenbeeten und einer Bepflanzung mit bienenfreundlichen Blumen zu ermöglichen. Eine begrünte Pergola mit Nebeldüsen, sowie Sitzelementen sollen zur Abkühlung beitragen und die Aufenthaltsqualität verbessern. Mögliche zusätzliche Maßnahmen, die überprüft werden sollten: Wohnstraße Kramreitergasse, Die Begrünung der Mauer entlang der Schnellbahnstraße, Installation einer PV-Anlage auf dem Dach der VHS.
Radservice-Station auf der Donauinsel: Um das Radfahren attraktiver zu machen, sollen praxistaugliche Radservice-Stationen (auch für Kinderfahrräder) installiert werden.
Ein grünes Tor nach Strebersdorf: Der Bereich Rußbergstraße zwischen Prager Straße und Berlagasse soll zu einem grünen, schattigen Aufenthaltsbereich aufgewertet werden und zum Verweilen einladen. Die Parkflächen vor der Einkaufszeile sollen entsiegelt werden, um Bäume zu pflanzen und Sitzgelegenheiten zu schaffen. Ebenso soll die Grünfläche vor dem Autohaus durch eine Bepflanzung, Bäume und einen Trinkbrunnen aufgewertet werden.
Wien Zimmer Klimalabor: In Zusammenarbeit mit der Vienna Hobby Lobby, die kostenlose Bildungsangebote für Jugendliche im WienZimmer anbietet und dem Science-Network (Wissenschaft in der Nachbarschaft) soll ein wöchentliches „Klimalabor“ installiert werden. Dort haben Jugendliche die Möglichkeit, Ideen zum Thema Klima zu entwickeln, Prototypen zu erstellen und Konzepte für ihr Grätzl zu gestalten. Das Konzept kann in Absprache mit den Verantwortlichen ausgearbeitet werden.
Müllreduktion durch gemeinschaftliches Kompostieren: Vorgeschlagen wird das Austellen eines Wurmhotels wie bespielsweise von Wurmhotel.com oder auch einer kleineren Wurmkiste für den Franz-Koch-Hof. Folgendes ist bei der Umsetzung zu beachten: Kooperation mit Jugendtreff Miho (Bewusstseinsbildung bei Jugendlichen, nicht vermüllen usw.), Konzipierung eines gemeinschaftlichen Projektes mit Jugendlichen und Bewohner*innen, Wurmkiste soll von allen Bewohner*innen genutzt werden, Humus kann für Hochbeete verwendet werden, Standortsuche in Abstimmung mit Wiener Wohnen
Klimafitte Haltestellen: Die Dächer der Straßenbahn- und Bushaltestellen sollen begrünt werden, um das Mikroklima zu verbessern. Besonders auf breiten Straßen, mit viel versiegelter Fläche (Brünner Straße, Prager Straße), sind solche Maßnahmen wesentlich. Zusätzlich soll die Möglichkeit zur Kombination des begrünten Dachs mit Solar-Paneelen geprüft werden.
Klimafitte Frauenstiftgasse: Die Kreuzung der Frauenstiftgasse und der Brünner Straße ist ein hoch frequentierter Verkehrsknotenpunkt, der von vielen Fußgänger*innen frequentiert wird, die auf Busse warten. Verschiedene Geschäfte, Gastronomiebetriebe und Bildungseinrichtungen für Kinder tragen zusätzlich zur hohen Frequenz bei. Hier entstehen Engpässe und hohe Temperaturen, während die Luftqualität aufgrund der Abgase problematisch ist. Um dieses Problem anzugehen, planen wir Maßnahmen wie Begrünung mit Bäumen, Sträuchern und vertikalem Grün, um Beschattungsmöglichkeiten zu schaffen und versiegelte Flächen zu entsiegeln. Eine optimierte Gestaltung des öffentlichen Raums soll die Aufenthaltsqualität steigern und mehr Platz für wartende und durchquerende Fußgänger*innen bieten. Wir schlagen vor, ein Gesamtkonzept für den öffentlichen Raum zu entwickeln, das die vielfältigen Facetten und möglichen Synergien berücksichtigt, einschließlich der Integration von Bildungseinrichtungen und möglicher Erweiterungen des Wartebereichs durch das angrenzende Grundstück von Extendit. Als ersten Schritt schlagen wir die Durchführung einer Machbarkeitsstudie vor.
Begrünung und Verkehrsberuhigung der Herzmanovsky-Orlando-Gasse: Die Herzmanovsky-Orlando-Gasse ist eine Betonwüste, die aufgrund der Breite gerne zum Schnellfahren einlädt. Zusätzlich gibt es kaum Bäume und Schatten und im Sommer heizt sich der Asphalt sehr stark auf. Seit dem Parkpickerl werden viel weniger Parkplätze benötigt, die wieder entsiegelt und begrünt werden könnten. Daher sollen folgende Maßnahmen umgesetzt werden: Begrünung (z.B.: Baum- und Strauchpflanzungen) auf Höhe der Schule Entsiegelung durch Pflanzung von mindestens 5 Bäumen, Überdachte Sitzgelegenheiten vor der Schule, Parkverbot vor der Schule.
Lastenrad für die Großfeldsiedlung: Es soll ein Lastenrad vor dem Jugendzentrum besorgt werden, welches von der gesamten Nachbarschaft genutzt werden kann. Die Buchung soll über die Homepage möglich sein.
E-Lastenrad für Stammersdorf: Um den einfachen Transport größerer Gegenstände ohne (eigenes) Auto zu ermöglichen und um Familien mit Kindern die Möglichkeit zu geben, das Fahren mit dem Lastenrad auszuprobieren, soll für Stammersdorf ein Elektro-Lastenrad angeschafft werden. Als mögliche Standorte für das Lastenfahrrad werden das Naturkostgeschäft „Die Naturgreißlerinnen“ in der Josef-Flandorfer-Straße 2 sowie die Postfiliale in der Stammersdorfer Straße 29 vorgeschlagen. Beide Geschäfte verfügen über relativ großzügige Öffnungszeiten sowie eine gute Lage in Stammersdorf.
Insektenhotel im Alois-Heidel-Park: Durch die Einrichtung von „Insektenhotels“ in öffentlichen Parks in Verbindung mit erläuternden Tafeln über die kleinen Nützlinge könnte in der Bevölkerung das Verständnis für Insekten gehoben und zur naturkundlichen Bildung unserer Kinder beigetragen werden. Der Alois-Heidel-Park eignet sich vor allem deshalb, weil er als kleiner Park in einem verbauten Umfeld eine besondere Funktion hat.
Johann-Orth-Platz wird Grün(er): m mehr Aufenthaltsqualität für die Anrainer*innen sowie ein besseres Mikroklima zu bieten, soll der Johann-Orth-Platz umgestaltet werden. Zu diesem Zweck sollen neue Grünelemente sowie begrünte Verschattungselemente (z.B. begrünte Pergolen, Fassadenbegrünung der angrenzenden Gebäude) geschaffen werden. Die vorhandenen Baumscheiben sollen mit Stauden zusätzlich begrünt werden. Ebenso sollen Spielmöglichkeiten für die Kinder der umliegenden Gebäude geschaffen werden, da diese derzeit nicht ausreichend vorhanden sind.
Pop-up Fahrradreparatur: Es soll ein Projekt für eine Fahrradwerkstatt im Franz-Koch-Hof umgesetzt werden. Die Testphase soll ca. 1 Jahr dauern und ein Mal in der Woche stattfindet. Folgende Schritte sind zu beachten: Kooperation mit der Mobilitätsagentur, Kooperation mit dem Jugendzentrum, Raumsuche in Abstimmung mit Wiener Wohnen, Abstimmung Zuständigkeit mit beispielsweise Mobilitätsagentur, ARBÖ oder ÖAMTC.
Fahrradständer für den Karl-Seitz-Hof: Im Karl-Seitz-Hof fehlen Fahrradständer. Beispielsweise gibt es für 4 Stiegen nur einen Fahrradständer. Daher sollen 4 zusätzliche Ständer für die 4 Stiegen installiert werden.
Hochbeete statt reine Rasenfläche vor dem Gemeindebau auf der Schöpfleuthnergasse: Um die Qualität der Grünflächen vor dem Gemeindebau in der Schöpfleuthnergasse zu erhöhen, sollen Bäume, Sträucher und Hochbeete angelegt werden.
Mehr Platz für Fahrräder an Schulen: Ein (Lehrer*innen)parkplatz wird in einen Fahrrad-Abstellplatz umgewandelt, um ein klares Signal für umweltfreundliche Fortbewegung mit dem Fahrrad zu setzen. In diesem Zusammenhang wird außerdem ein Konzept für nachhaltige und umweltfreundliche Mobilität erarbeitet.
Attraktivierung des Kirchenvorplatzes in der Töllergasse 11: In der Töllergasse sollen zusätzliche Fahrradabstellplätze auf ein bis zwei Parkplätzen errichtet werden. Die Aufwertung des Vorplatzes und Verbesserung der Aufenthaltsqualität durch Bäume, begrünte Pergola und beschattete Flächen soll geprüft und im besten Fall auch umgesetzt werden.
Noch etwas steht fest: Das Wiener Klimateam ist gekommen, um zu bleiben. Das 2022 gestartete, innovative Mitmachprojekt wird fixer Bestandteil der Wiener Beteiligungskultur. Die Mittel für die Jahre 2024/25 werden morgen, Dienstag, im Gemeinderat beschlossen. Klima- und Demokratiestadtrat Jürgen Czernohorszky: „Die Wiener*innen haben auch dieses Jahr wieder gezeigt, wie gut sie ihr Grätzl kennen und wie genau sie wissen, was es für ein gutes Klima braucht. Das Wiener Klimateam wird diesen Schatz auch in den nächsten Jahren heben und demokratische Mitgestaltung niederschwellig ermöglichen – für alle Wiener*innen, egal ob mit österreichischem Pass oder nicht. Denn gerade beim Thema Klima – einem Thema, das uns alle betrifft – müssen wir die Köpfe zusammenstecken, um an Lösungen zu feilen. Und je mehr Köpfe, desto besser.“
Im zweiten Jahr seines Bestehens ist das Wiener Klimateam neue Wege gegangen. So wurde im Frühjahr in der Phase der Ideenfindung verstärkt mit Multiplikator*innen wie Vereinen, Jugendzentren und Bildungseinrichtungen kooperiert, beispielsweise bei einem Fußballspiel des Floridsdorfer AC oder einem Gratiskonzert im Schmalzhoftempelpark in Mariahilf. Dadurch ist es noch besser als im Jahr zuvor gelungen, Menschen zu erreichen, die sich noch nie bei derartigen Projekten beteiligt haben: In einer Umfrage unter den Ideengeber*innen haben 60 Prozent angegeben, über keine Beteiligungserfahrung zu verfügen. Und die Erfahrung mit dem Klimateam war überwiegend positiv: zwei Drittel der Befragten möchte wieder an Beteiligungsprojekten teilnehmen. Außerdem zeigte die Befragung der Mitglieder der Bürger*innen-Jury einen signifikanten Wissensaufbau zum Thema Klimawandel und dessen Folgen durch die Tätigkeit als Juror*in.
Rund 1.300 Ideen sind im April und Mai in den drei Bezirken zusammengekommen, die anschließend von Expert*innen der Stadt Wien unter anderem auf Umsetzbarkeit, ihre Wirkung auf das Klima und ihren Beitrag zu sozialer Gerechtigkeit geprüft wurden. Zusätzlich wurde untersucht, ob die Kapazitäten und Ressourcen in der Stadt Wien vorhanden sind, um die Ideen umzusetzen. Auf Basis dieses Prozesses und einer Clusterung von Ideen haben es insgesamt 146 Ideen weitergeschafft.
In Projektwerkstätten, u.a. in einem Gemeindebau, wurden die Ideen schließlich von Wiener*innen zusammen mit Expert*innen der Stadt Wien zu insgesamt 96 konkreten Projektentwürfen weiterentwickelt. Diese wurden den Bürger*innen-Jurys im November zur Entscheidungsfindung vorgelegt.