Streifzüge in die Biergeschichte

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein

Meine lieben „Fluaridsduafa“!
1815 hatte Anton Bosch mit seiner Gattin Theresia das „Bräuhaus Jedlesee“ von seinem Schwiegervater Jakob Wohl übertragen bekommen, in dem er etwa acht Jahre zuvor während seiner Wanderschaft bereits knapp ein Jahr als Kellerbursche gearbeitet hatte. Anschließend hatte er sieben Jahre als Braumeister bei seinem Vater in Bayern gewirkt.

Das Ehepaar Bosch betrieb nun das kleinste Brauhaus in Niederösterreich. Es war schon in schlechtem Bauzustand, und die
lediglich zehn Brauburschen produzierten im Monat nicht mehr als 800 Eimer Bier. Der Meister erzeugte vorübergehend auch noch Spiritus, der keiner Steuer unterlag, um die wirtschaftliche Lage seiner Familie und des Betriebes zu verbessern.

In Wien wurde damals nur obergäriges Bier gebraut, vor allem das pechschwarze „Regensburger“ und das etwas hellere, aber trübe „Mailänder“. Ausschließlich im Margarethner Brauhaus stellte man das lichte „Horner Bier“ her, das, säuerlich und trüb, aus Steinkrügen getrunken wurde. Bosch braute nun zwei neue Biersorten, das „Englischbier“ und das „Kaiserbier“, die etwas heller und weniger gehopft waren und in Wien sehr bald große Beliebtheit erlangten. Trotz Betriebsanlagenerweiterung und monatlich 8.000 bis 10.000 Eimer Produktion konnte übrigens die rege Nachfrage bis 1842 nie völlig befriedigt werden.

Die guten Geschäfte machten Anton Bosch 1819 schuldenfrei, und er kaufte für seinen jüngeren Bruder Franz Xaver Bosch den Jesuiter-Hof in Nussdorf, in dem er das Nussdorfer Brauhaus gründete. 1823 bis 1825 konnte er auch seinen eigenen Betrieb in der Prager Straße erneuern und verbessern. Im Jahr 1834 war der Ausstoß auf 93.600 Eimer angestiegen, und in den nächsten 25 Jahren wurden zwei große Lagerkeller hinzugefügt. Bevor Anton Bosch sich vom Geschäft zurückzog, ließ er als technische Neuerung noch die erste Dampfmaschine mit 35 PS aufstellen.

Im dritten Teil dieser Geschichte erzähle ich Euch nächstes Mal, wie schließlich der Name Dengler in die Jedleseer Brauerei einzog.
Bleibt mir gesund, Euer Gerald Pichowetz