Donaufeld: Gemeinderat beschließt ersten Teil des Baus von gesamt 6.000 Wohnungen!

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Das Donaufeld vom Donauturm aus gesehen. Bild: DFZ.
Das Donaufeld vom Donauturm aus gesehen. Bild: DFZ.
Stein

Freitag kurz vor Mitternacht war es soweit: Der Gemeinderat hat mit Stimmen von SPÖ und Grünen die erste Etappe der Verbauung des Donaufelds mit gesamt circa 6000 Wohnungen für 15.000 Menschen beschlossen. Völlig unbeachtet von der Öffentlichkeit fiel so die wohl wichtigste Entscheidung für die Zukunft Floridsdorfs in diesem Jahrtausend.

Donaufeld, östlicher Teil. Bild: DFZ.
Donaufeld, östlicher Teil. Bild: DFZ.

Bauprojekte gibt es wahrlich viele in Floridsdorf. Doch selbst unter den aktuell knapp 100 Projekten sticht das Donaufeld hervor: 60 Hektar sollen in zumindest zwei Etappen verbaut werden. Beschlossen wurde nun die Flächenwidmung für das östliche Donaufeld, das in der Dückegasse an den 22. Bezirk grenzt. Hier könnte sogar noch 2018 der Startschuss für die ersten Bauprojekte fallen. Die komplette Verbauung soll in circa 15 Jahren abgeschlossen sein. Beschlossen wurde die Flächenwidmung mit den Stimmen der rot-grünen Stadtregierung. Und das obwohl erst im Juni die Bezirksvertretung des 21. Bezirks eine ablehnende Stellungnahme abgegeben hatte. Dass die Stadt Wien einen – noch dazu von der SPÖ geführten – Bezirk “übergeht“, ist nicht alltäglich. In Floridsdorf waren SPÖ & Grüne von den vier Oppositionsparteien (FPÖ, ÖVP, WIFF und NEOS) überstimmt worden.

Donaufeld: Verkehrskonzept

Schon im Vorfeld hatte es mächtig Ärger gegeben. Eine Bürgerinitiative schoss sich auf Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) und die für Bürgerbeteiligung zuständige Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) ein. Motto: Viel versprochen, nichts gehalten.“ Vor allem das Fehlen eines Verkehrskonzeptes wurde bemängelt. Ein geplanter und nun gewidmeter “Grünzug“ bestehe nur auf dem Papaier, da sich mehr als 99 Prozent der Flächen in privatem Besitz befinden. Bio-Bauern und der Betreiber einer Brombeer-Plantage wollen keinesfalls weichen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung bzw. ein SUP-Verfahren waren laut Behörde nicht notwendig, weil das Projekt keine Auswirkungen auf das Umfeld hat …

Donaufeld: Wenig Interesse auf der anderen Seite der Donau?

Wie überhaupt das ganze Projekt außerhalb Floridsdorfs offenbar nicht auf rasendes Interesse stößt. Da wird lieber um einzelne Bäume in einem geplanten Restaurant im Belvedere diskutiert. Oder: Während zum Musterprojekt Seestadt Aspern vorab eine U-Bahn gebaut wurde, soll es im Donaufeld am Ende – vielleicht – eine zusätzliche Straßenbahn geben. Obwohl für viele Anrainer die Kreuzung Donaufelder Straße und Dückegasse schon jetzt eine Katastrophe ist. Kein Wunder, wenn sich Floridsdorfer manchmal als das Stiefkind der Stadtpolitik sehen …

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INFO-BOX DONAUFELD:

Juni 2017: Bezirksvertretung Floridsdorf lehnt Flächenwidmung Donaufeld ab

Reportage: Besuchen Sie das Donaufeld, solange es noch steht!

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Evelyn Weber (links) und Anna Karall von der BI Lebenswertes Donaufeld. Bild: Fotostudio Vodicka.
Evelyn Weber (links) und Anna Karall
von der BI Lebenswertes Donaufeld. Bild: Fotostudio Vodicka.

Donaufeld: Das sagen die Gemeinderats Parteien:

GR Dipl-Ing. Dr. Stefan Gara (NEOS) wollte dem Planentwurf unter anderem aus folgenden Gründen nicht zustimmen: wegen der daraus resultierenden dichten Verbauung in der Nähe bestehender Einfamilienhäuser; wegen mangelnder Öffi-Anbindung und Parkplatznot, schwach ausgeprägter Schul- und Gesundheitsinfrastruktur. Gara forderte den Bau von Primärversorgungszentren in Stadtentwicklungsgebieten. Er brachte einen Antrag ein betreffend Überarbeitung der Planungen für das Stadtgebiet.

GRin Mag. Christoph Chorherr (Grüne) bezeichnete das gegenständliche Projekt als eines der „wichtigsten Stadtentwicklungsgebiete“ Wiens und als „langfristig grandioses Projekt“ für den 21. und 22. Bezirk. Nach der Fertigstellung würden dort mehr als 15.000 Menschen leben. Zu seinem Vorredner, NEOS-Mandatar Gara, der das Fehlen einer Schulinfrastruktur und Öffi-Verbindungen bemängelte, sagte Chorherr, erst kürzlich sei in diesem Gebiet der Bildungscampus Attemsgasse eröffnet worden. Chorherr wies außerdem darauf hin, dass es eine „urbane Kernzone“ mit Nahversorgung und Kultureinrichtungen geben werde. Chorherr brachte abschließend einen gemeinsamen Antrag von SPÖ und Grünen ein, der unter anderem folgende Forderungen beinhaltete: Aufnahme eines Bauträgerwettbewerbs für eine abgestufte Höhenentwicklung im Bereich einer Kleingartensiedlung; Ausbau von BesucherInnenparkplätzen in Hochgaragen; Einrichtung eines Quartiersmanagement; Anlage eines Gewässer-Biotops.

GR Michael Niegl (FPÖ) meinte, die BürgerInnen seien im Vorfeld des Projekts nicht ausreichend in die Planung einbezogen worden. Die FPÖ bekenne sich zu sozialem Wohnbau, dieser dürfe aber nicht auf Kosten „alteingesessener Anrainer geschehen“. Die Stadt habe außerdem noch keine Maßnahmen getroffen, die den Anforderungen von 15.000 künftigen BewohnerInnen des Gebiets gerecht würden. Es bedürfe etwa eines Ausbaus von Straßen und öffentlicher Verkehrsmittel. Niegl brachte diesbezüglich einen Antrag ein.

GR Maresch (Grüne) widersprach seinem Vorredner: Die Stadt forciere sehr wohl den Ausbau der Infrastruktur im gegenständlichen Gebiet. Allerdings orientiere sich die Stadtregierung auch am Modal Split, welcher aufzeige, dass WienerInnen insbesondere der Öffi-, Rad- und Fußverkehr immer wichtiger würde. Deshalb baue die Stadt nicht nur die Anbindung öffentlicher Verkehrsmittel aus, sondern errichte auch Grünflächen.

Abstimmung: Der Flächenwidmungsplan wurde mehrheitlich beschlossen. Die Anträge von NEOS und ÖVP wurden abgelehnt.

Die Grafik zeigt den Grünzug und rechts davon den östlichen Teil des Donaufelds - Bauteil 1 oberhalb des Drygalskywegs. Graik: MA21.
Die Grafik zeigt den Grünzug und rechts davon den östlichen Teil des Donaufelds – Bauteil 1 oberhalb des Drygalskywegs. Graik: MA21.
Flächenwidmung Donaufeld. Plan: MA21.
Flächenwidmung Donaufeld. Plan: MA21.