Streifzüge mit Franz Carl Weidmann

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Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Gerald Pichowetz. Bild: Gloria Theater.
Stein

Meine lieben „Fluaridsduafa“!
Diesmal möchte ich Euch die Schilderung des Herrn Franz Carl Weidmann näherbringen, der in der „Wiener Allgemeinen Theaterzeitung“ vom 25. November 1837 über ein zukunftsweisendes Ereignis in Floridsdorfs Geschichte seiner Feder wie folgt freien Lauf ließ:
„Es waren zu dieser Fahrt, welche an dem erwähnten Tage drei Mal wiederholt worden, und um 10 Uhr Vormittags, um 12 Uhr Mittags, und um 2 Uhr Nachmittags statt finden sollte, Einladungskarten an distinguierte Personen ausgetheilt (sic!) worden, und der Zudrang zu diesem Schauspiele, welches in so vielfacher Beziehung die höchsten Interessen anzuregen geeignet ist, war auch außerordentlich.“

Der am 1. Februar 1790 als Schauspielersohn geborene Franz Seraph Weidmann, nebenbei auch Neffe des Dramatikers Paul Weidmann, vermochte mangels Talent nicht die Träume seines Vaters als dessen künstlerischer Nachfolger zu erfüllen. Dennoch stand ihm aus seinem 1822 freiwillig beendeten Engagement eine lebenslange Pension des Wiener Hoftheaters zu. Weidmann wandte sich sodann der Schriftstellerei zu, verfasste einige Bücher und Erzherzog Johann förderte ihn als Reiseschriftsteller. Ähnlich wie Karl May jedoch entsprangen seine orientalischen Schilderungen bloß seiner Phantasie, da er laut Adolf Bäuerle die Erblande nie verlassen hatte.

Wesentlich mehr Erfolg war ihm bei seinem jahrzehntelangen Wirken als Chronist, Berichterstatter und Theater- und Kunstkritiker beschieden. So trieb es ihn an diesem 25. November eben nach Transdanubien, um am Puls der Zeit zu sein.

„Als ich vor zehn Uhr Floridsdorf betrat, und den Seitenweg … einschlug, zeigte sich mir ein ebenso grandioses als reich bewegtes Bild. Eine Wagenburg von zahllosen Equipagen war auf dem geräumigen Platze am Damme aufgefahren. Tausende von Zuschauern bedeckten den Damm…“

Hier halte ich die Feder des Herrn Weidmann an und werde ihn nächstes Mal weiter schreiben lassen, weshalb diese tausenden Zuschauer den Damm bedeckten. Und ich denke, dass Ihr bis dahin bereits alle wisst, welches Schauspiel sich dem ehemaligen Schauspieler damals eröffnete.


Bleibt mir gesund, meine Lieben,
Euer Gerald Pichowetz