Aufstand gegen Vassilakous Radweg

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Im Bereich des Lebensmittelgeschäfts Sultan würde der Gehsteig neben dem Radweg nahezu nur noch halb so breit sein: Statt wie derzeit 4,15 Meter nur noch 2,35 Meter. Bild: DFZ.
Im Bereich des Lebensmittelgeschäfts Sultan würde der Gehsteig neben dem Radweg nahezu nur noch halb so breit sein: Statt wie derzeit 4,15 Meter nur noch 2,35 Meter. Bild: DFZ.
Stein

Für das Floridsdorfer Aufregerthema des Herbstes sorgt Maria Vassilakou: geht es nach der Statdträtin, gibt es auf der Brünner Straße bald einen neuen Radweg. Unzählige Parkplätze gingen verloren, fast jeder Gehsteig würde schmäler. Die Folge: Massive Proteste der Geschäftsleute.

Auf der Brünner Straße sollen vom Spitz bis zur Katsushikastraße die Wasserleitungen erneuert werden. Eine gute Idee – gab es doch in den letzten Jahren zwei Mega-Wasserrohrbrüche.

Die Arbeiten sollen gleich mit dem Lückenschluß im Radwegenetz vom ‘Spitz’ zum Krankenhaus Nord verbunden werden. Grundsätzlich auch nicht unvernünftig. Die der DFZ vorliegenden Pläne der Ziviltechniker Rosinak und Partner im Auftrag der MA28 Straßenbau sorgen vor allem unter den kurzfristig informierten Kaufleuten der Brünner Straße für Empörung.

Robert Feldmann mit Marco Perugini  und Frau Brandner von ‘Parkettprofi’. Darf der Schanigarten bei einem Radweg bleiben? Bild: DFZ.
Robert Feldmann mit Marco Perugini und Frau Brandner von ‘Parkettprofi’. Darf der Schanigarten bei einem Radweg bleiben? Bild: DFZ.

Radweg: Wirtschaft empört!

„Am 28. August wurde ich von der MA28 aufgefordert, binnen fünf Werktagen Stellung zu nehmen”, erzählt der Floridsdorfer Wirtschaftskammer-Obmann Robert Feldmann. Er schnappte sich den 5,26 Meter langen und bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Plan und befragte die Kaufleute der Brünner Straße: „Das Radwegprojekt würde ganz massive Auswirkungen auf die ehemals so stolze Einkaufsstraße haben”.

Bis zu 25 Parkplätze wegen Radweg weg

Die Detailpläne ließen die bis dahin ahnungslosen Betriebe aus allen Wolken fallen: Beidseitig vom Spitz bis zur Katsushikastraße durchgehend zwei Meter breite, baulich getrennte Radwege zwischen Gehsteig und Parkplätzen. Sofern es noch Parkplätze gibt – 15 bis 25 gehen verloren. (Details siehe Kasten rechts). Da der Raum nicht wächst, würden alle Verkehrsteilnehmer weniger Platz vorfinden. „So würde etwa der Gehsteig vor dem Sultan Supermarkt von derzeit 4,15m auf nur 2,35m beinahe halbiert werden. Außerdem gehen pro Kreuzungsbereich bis zu vier kostbare Parkplätze für immer verloren“, so Feldmann.

„Ich wünsche mir einen breiteren Gehsteig!” Marco Perugini.

Die beliebte ‘Gelateria Perugini’ müsste um den Schanigarten bangen und verliert die Parkplätze vor der Tür. Stefano Perugini: „Ich wünsche mir einen breiteren Gehsteig.”

Von 15 befragten Betrieben gaben 14 dem Projekt die Note ‘5 – Nicht genügend – bitte verhindern’, einer ‘4’. Auch die bisherige Kundenfrequenz von Radfahrern wurde erhoben und fällt mit 0,1 – 1% ernüchternd spärlich aus. Bald weniger Kunden? Laut Feldmann lassen sich in der Floridsdorfer Hauptstraße die Folgen des damals gegen alle Widerstände durchgeboxten Radstreifenbaus gut beobachten: „Der teilweise dramatische Rückgang der Kundenfrequenz zwang einige Betriebe zum Aufgeben oder zu Personalabbau. Radfahrer sind trotz Radweg kaum in Sicht.”

Mehr Infos:
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Radweg: Politik gespalten

Unterstützung kommt von Hans Jörg Schimanek (WIFF): „In Floridsdorf müssen Radwege weg von den ohnehin zu schmalen Hauptverkehrsrouten. Oder will man, dass Radfahrer entlang stauender Kolonnen ihre Gesundheit zu Markte tragen?” Freude gibt es hingegen bei den Floridsdorfer Grünen „über den geplanten Radweg auf der Brünner Straße, der einen ganz wichtigen Lückenschluss auf dem Weg von der Floridsdorfer Brücke nach Stammersdorf darstellt. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens sehen wir es positiv, dass hier eine baulich getrennte Radfahranlage vorgesehen ist.”

Nicht wie Radweg in Leopoldauer Straße

„Lieber gescheit und Verkehrssicherheit für Alle”, wünscht sich Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ). Er will mit Maria Vassilakou nochmals sprechen. Denn der Umbau würde ein Millionenbudget verschlingen. Weil das nicht fix ist, gibt es auch keinen geplanten Starttermin für den Umbau. Fakt ist: Der Bezirk hat nichts mitzureden, weil die Brünner Straße eine Bundesstraße ist.

Ob das so gut ist, sei dahin gestellt: Auf der Leopoldauer Straße wurde eindrucksvoll bewiesen, wie man mit einem Radstreifen Autofahrer, Radler und Wiener Linien gleichzeitig verärgert. Oder auch der im ‘Nirgends’ beginnende und endende Radstreifen in der Rußbergstraße ist kein planerisches Highlight. Ein Kompromissvorschlag kommt von FPÖ-Vize-Bezirksvorsteher Karl Mareda: „Kein Radweg auf der Brünner Straße, sondern parallel durch die Schleifgasse.”
Maria Vassilakou hat unsere Anfrage unbeantwortet gelassen. -HANNES. NEUMAYER

Neuer Radweg: Die Details:

Durchgehend ist derzeit ein zwei Meter breiter baulich getrennter Radweg zwischen Autos und Gehsteig geplant. Mindestmaß sind laut STVO 1,60 Meter. Vor allem Anlieferungen für Geschäfte werden so komplizierter.

Bei der MA28 spricht man von einem Verlust von 15 Parkplätzen im gesamten Bereich. Laut unserer Zählung sind es eher 25. Allein ab der Trafik im Schlingerhof würden 14 wegfallen. Tendenz: Ab der Pitkagasse fallen mehr Parkplätze weg. Aber: Höhe ‘Moneystation’ würden sogar neun neue Parklätze entstehen. Geplant sind auch ein bis drei Bäume und neue Fahrradbügel. u Fast durchgehend: Gehsteige sind teils radikal schmäler, Parkplätze nur noch zwei Meter breit.