Die Floridsdorfer Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen zur Pickerleinführung im 21. Bezirk.
Das Parkpickerl soll es in Zukunft flächendeckend, wienweit und einheitlich geben, das hat Mobilitäts-Stadträtin Ulli Sima angekündigt. Damit wird es ab 2022 auch in Floridsdorf ein Parkpickerl geben.
- Was wurde beschlossen? Die bestehende Parkpickerl-Lösung wird auch auf die Bezirke 13, 21, 22 und 23 ausgedehnt.
- Wie geht’s weiter? Eine Floridsdorf-Studie beleuchtet die Auswirkungen, sie wurde am 11. und 25. Mai in der Bezirks-Verkehrskommission diskutiert. Am 16. Juni soll es einen Beschluss in der Floridsdorfer Bezirksvertretung geben. Eine Zustimmung ist zu 99% sicher. Danach werden der genaue Zeitplan und die Details festgelegt.
- Was steht in der Studie? Laut der Untersuchung der Firma Traffix und der MA18 sind neue Stadterweiterungsgebiete ‘rote Zonen’ mit extremen Problemen. In 16 Mini-Zonen in Floridsdorf wurden 7.600 Stellplätze analysiert: Zwischen 9 und 11 Uhr liegt die durchschnittliche Auslastung der Parkplätze bei 70,3%. 20,3% der Autos sind Nicht-Wiener (die Hälfte Ausländer). Zwischen 20 und 22 Uhr liegt die Auslastung bei 74,6%. 16% sind Nicht-Wiener (ein Viertel Ausländer).
Es werden drei Szenarien beschrieben:
Szenario 1: Parkpickerl in ganz Wien, also auch im 21. & 22. Bezirk. Die Stellplatzauslastung soll sich um 20 bis 30% reduzieren.
Szenario 2: Kein Parkpickerl in den Bezirken 21 und 22: Der Parkplatzdruck würde um
maximal drei Prozent steigen.
Szenario 3: Nur im 21. kein Pickerl. Es gäbe eine massive Erhöhung des Parkplatzdruckes – die schlechteste Variante.
Die klare Empfehlung: Szenario 1. Und zwar gleich flächendeckend. Bei einer Teileinführung gibt es eine Verlagerung der Probleme, die eine Ausweitung nach sich zieht.
MEHR INFOS:
Das sagt die Opposition – hier lesen.
Das steht in der Studie – alle Details!
Soll die Bevölkerung befragt werden?
- Ab wann gilt das Parkpickerl? Die Einführung des Parkpickerls in Floridsdorf ist für 2022 geplant (gleichzeitig mit 13., 22. und 23. Bezirk und einer Ausweitung in Simmering). Auch einheitliche Zeiten für ganz Wien (9 bis 19, 20 oder 21 Uhr) wird es geben.
- Was wird es kosten? In anderen Bezirken kostet das Parkpickerl pro Jahr 90,- oder 120,- Euro. Die Preise sollen vereinheitlicht, aber nicht verteuert werden.
- Gilt es in ganz Floridsdorf? Fast. Denn im Unterschied zu Wienerwald-Bezirken ist Floridsdorf mit Strebersdorf, Stammersdorf und Leopoldau auch am Rand dicht besiedelt. Bezirksvorsteher Georg Papai (SPÖ) will die Parkpickerlzone „großräumig fassen – so groß wie möglich“. Bedeutet: Nur absolute Randlagen am Bisamberg wie die Kellergasse oder der Senderparkplatz könnten ausgenommen sein. Die Heurigenbereiche in Stammersdorf und Strebersdorf eher nicht. Rechtliche Probleme gibt es im Industriegebiet Strebersdorf – es soll aber dennoch zur Pickerlzone gehören. Papai: „Wir können keine Wohngebiete ausnehmen. Die Pendler sind da sehr kreativ.“
Kleingärtner mit nicht ganzjährigem Wohnen können ein temporäres Pickerl (März bis September) beantragen. Der Parkplatz auf der Donauinsel bei der Floridsdorfer Brücke wird zur Kurzparkzone. Hier wird wie am Beginn der Brünner & Prager Straße für Floridsdorfer mit Pickerl das Parken für eineinhalb Stunden mit ‘Parkuhr/scheibe’ möglich sein. - Gibt es eine Überlappungszone mit der Donaustadt? Ja, das ist geplant. Papai wünscht sich jeweils einen Straßenzug in den Nachbarbezirk, die Donaustadt weniger.
- Sind dann auch Anrainer-Parkplätze möglich? Ja! Bis zu 25% der Bezirksfläche.
- Was soll es bringen? Über 300.000 Pendler kommen täglich nach Wien, 2/3 mit dem Auto. Ziel ist eine Reduktion um bis zu 30% bei den Parkplätzen, weil Pendler, etc. nicht mehr öffentlichen Raum besetzen können. Es soll durch die angepeilte Lösung 8.000 Pkw-Fahrten weniger geben. Ziel: Weniger niederösterreichische und ausländische Dauerparker.
Weitere erhoffte Effekte: Die Zeit zur Parkplatzsuche nimmt enorm ab; in Bezirken mit Parkpickerl gehen die Autofahrten merkbar zurück; das Falschparken nimmt um über zwei Drittel ab. Papai: „Täglich schreiben mir Menschen aus vielen Grätzeln: Jedes 2. Auto hat kein Wiener Kennzeichen. Floridsdorfer wollen wieder Parkraum in ihrem Bezirk
finden.“ - Was ist mit Siedlungsgebieten? Derzeit werden in der Nordrandsiedlung, der Schwarzlackenau oder am Bruckhaufen viele Stellplätze seit Jahrzehnten illegal genutzt: Die gesetzlich verlangte Straßenbreite entspricht nicht der StVO. Tausende Parkplätze könnten verloren gehen. Der Plan: Auch in solchen Straßen werden Parkplätze markiert; zuerst dort, wo es am dringendsten ist. Da es in Siedlungsgebieten viele Ein- & Ausfahrten gibt und in Straßen mit Gegenverkehr auch Ausweichbuchten bleiben müssen, wird sich das Parkplatzangebot sicher reduzieren.
- Darf ein Stammersdorfer dann Am Spitz stehen? Ja! Denn es wird vorerst in großen Bezirken wie Floridsdorf nur eine große Parkpickerlzone geben. Das Problem der Binnenpendler, vor allem rund um Verkehrsknotenpunkte, bleibt also bestehen. Ob es also eine Entlastung für die Grätzel um den Spitz gibt, ist offen. Papai: „Ich glaube nicht, dass es mehr Binnenpendler als Pendler aus
Niederösterreich geben wird. Und rund um das Bezirkszentrum wird es weiter Kurzparkzonen geben.
Floridsdorfs Bezirksvorsteher sieht sich selbst „auch nicht als den glücklichsten Parkpickerl Befürworter. Aber die Domino-Steine wurden vom ÖVP-regierten Döbling und dem FPÖ-regierten Simmering ins Laufen gebracht. Floridsdorf darf nicht der Parkplatz Wiens werden.“ Er sieht die Entwicklung in anderen Bezirken auch für Floridsdorf vorher: „Nach einer Parkpickerl-Einführung war in allen Bezirken eine Mehrheit der Bevölkerung zufrieden. Und auch beim Kreisverkehr Poldi am Beginn der Leopoldauer Straße waren zunächst viele dagegen. Heute findet ihn jeder super!“ -Hannes Neumayer